"Henry Fonda For President": Alexander Horwath - Wir haben uns die Zeit genommen, die der Film brauchte
filmfilter featuring 365January 24, 2025
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"Henry Fonda For President": Alexander Horwath - Wir haben uns die Zeit genommen, die der Film brauchte

Alexander Horwath ist ein österreichischer Kurator, Filmhistoriker und seit neuestem auch Filmemacher.
Von 1992 bis 1997 war er Direktor der Viennale und von 2002 bis 2017 Direktor des Österreichischen Filmmuseums. Dieser Tage kommt sein Film „Henry Fonda For President" in die Kinos.


Richard Nixon | Henry Fonda | John Ford | Gerd Wessig | All the President's Men | Watergate-Affäre | Wyatt Earp | Tombstone


Dieser Podcast ist eine Kooperation von filmfilter - dem freien Onlinemedium für Filme und Serien mit VsUM, dem Verein zur Förderung eines selbstbestimmten Umgangs mit Medien, produziert von Inspiris Film, gefördert vom Österreichischen Filminstitut.

[00:00:03] Das freie Online-Medium Filmfilter Featuring 365, der Podcast zur Vielfalt der Film- und Medienwelt.

[00:00:10] Der Filmfilter Roman Scheiber und der Medienfachmann Gollimabo im Gespräch mit Film- und Kinomeinschen.

[00:00:21] Alexander Horwath ist ein österreichischer Kurator, Filmhistoriker und seit neuestem auch Filmemacher.

[00:00:27] Von 1992 bis 1997 war er Direktor der Biennale und von 2002 bis 2017 Direktor des Österreichischen Filmmuseums.

[00:00:37] Dieser Tage kommt sein Film Henry Fonda For President in die Kinos.

[00:00:41] Heute bei Roman Scheibers Filmfilter und bei 365 Alexander Horwath.

[00:00:48] Alexander Horwath, welcher US-Präsident hat dein Leben verändert?

[00:00:52] Alexander Horwath – Also so direkt kann er, aber ich denke, dass indirekt die Ära Richard-Nixons,

[00:00:59] Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre, die so katastrophal und so peinlich zu Ende ging

[00:01:05] nach diesen Watergate-Skandalen und dem schiefgelaufenen und überhaupt schon verbrecherischen Vietnamkrieg,

[00:01:11] dass die Welt, die westliche Welt, sagen wir mal, bereit war, also sowohl die USA als auch Europa

[00:01:17] bereit waren für eine Kursänderung oder dass sich das, was in Österreich wir aufwachsend in den 70er Jahren

[00:01:25] als doch, glaube ich, die Vorteile der Kreisky-Ära benennen können,

[00:01:30] dass das natürlich weitaus nicht nur, aber auch auf so eine Gegenbewegung zurückzuführen ist

[00:01:36] oder dass das eine Rolle spielt, dass sowas wie dieses sehr positive Verhältnis zum Sozialstaat

[00:01:42] und diese Bildungsoffensiven und das, was man halt so mit der Kreisky-Ära verbindet,

[00:01:47] und dass ich als ein großes Glück meines Aufwachsens empfinde,

[00:01:51] dass das auch sowas wie eine Gegenreaktion gegen die gefühlte Verkommenheit in den USA um 1970 irgendwie sein könnte.

[00:02:01] Wie kommt es dann, dass der Alexander Horvath als offenbar begeisterter Europäer

[00:02:05] einen Film über die amerikanische Zeitgeschichte macht?

[00:02:08] Gute Frage. Ich meine, ich gehöre schon auch zu denen, die neben einem begeisterten Europäer sein

[00:02:15] oder neben einer Sozialisation in der deutschsprachigen Kultur- und Geistesgeschichte

[00:02:20] schon auch massiv geprägt sind durch die amerikanische Populärkultur.

[00:02:24] Also wenn ich mich an die Fernsehserien oder so erinnere, mit denen meine Bewegt-Bild-Laufbahn begonnen hat,

[00:02:31] bevor ich ein richtiges Kino-Fisch wurde oder so,

[00:02:35] das waren fast ausschließlich amerikanische Serien von Lieber Onkel Bill und Immerwenn er Billen nahm

[00:02:40] und die Leute von der Shiloh Ranch und Genie und was weiß ich.

[00:02:44] Also die, wie heute war ich da, sechs, sieben, acht Jahre,

[00:02:48] waren schon so diese Bilder von den USA nicht ganz uninteressant.

[00:02:53] Und dann halt durch die Zuneigung zum Kino oder das Interesse am Kino mehr und mehr

[00:02:59] hat schon das amerikanische Kino zunächst die Hauptrolle gespielt

[00:03:02] und auch das Interesse für die Darsteller und Darstellerinnen des amerikanischen Kinos mehr.

[00:03:08] Ich habe ein bisschen, glaube ich, die Nase gerümpft über so die österreichischen Schauspielertraditionen,

[00:03:13] ohne wirklich dagegen zu sein, weil meine Mutter war ein Burgtheater

[00:03:17] und überhaupt Theater-Affizionado oder Afficionada,

[00:03:21] hat den Oscar Werner geliebt und ich habe das schon verstanden.

[00:03:24] Aber ich habe ein bisschen so als ein Gegenbild zu den Eltern,

[00:03:29] weil beide Eltern waren nicht besonders amerika-affin, auch nicht dagegen.

[00:03:34] Es war kein Anti-Amerikanismus in der Familie,

[00:03:36] aber ich glaube, ich habe diesen Strang ein bisschen hineingebracht

[00:03:42] und nicht zufälligerweise sind die ersten ferneren Reisen mit den Eltern

[00:03:47] nach Paris und London gegangen,

[00:03:51] aber zur gelungenen Matura hat mich meine Mutter mit einer New York-Reise beschenkt

[00:03:55] und wir sind zu zweit nach New York gefahren.

[00:03:57] Und der Opa durfte nichts wissen, weil der wäre ausgeflippt,

[00:04:00] wenn er gewusst hätte, dass sein Töchterl und sein Enkel

[00:04:03] in diese Stadt voller Mörder und Verbrecher reist.

[00:04:08] Am Ende des Films steht eine Widmung an deine leider verstorbenen Eltern,

[00:04:14] aber am Anfang beginnst du sozusagen mit einer sehr persönlichen Anekdote

[00:04:18] und da das jetzt ja eh dann quasi kein Spoiler ist, weil am Anfang würde ich dich bitten,

[00:04:21] ein bisschen irgendwie von diesem damaligen Paris-Aufenthalt zu erzählen,

[00:04:25] bei dem du ja dann Henry Fonda begegnet bist.

[00:04:29] Ja, ich war 15 und im Sommer 1980 haben meine Eltern beschlossen,

[00:04:34] ich glaube einerseits um ihre Hochzeitsreise zu wiederholen,

[00:04:36] weil die waren im Sommer 1962 zur Hochzeitsreise in Paris,

[00:04:41] weil es da einen entfernten Verwandten gab, wo sie wohnen konnten.

[00:04:44] Und dann wollten sie halt wieder hinfahren und mir auch Paris zeigen und so.

[00:04:49] Und so haben wir erstaunlich lang, muss ich sagen, wenn ich das zurückblicke,

[00:04:53] drei Wochen dort verbracht und sind schon auf literarischen Spuren unterwegs gewesen,

[00:04:58] weil meine Mutter unbedingt die Gräber von Josef Roth und Oedden von Horvath,

[00:05:03] dessen Grab, glaube ich, mittlerweile transferiert ist zurück nach Deutschland oder Österreich.

[00:05:08] Aber damals sind wir am Stadtrand von Paris zu diesen Gräbern gefahren,

[00:05:12] wir sind in die Museen gegangen.

[00:05:14] Ich habe die Impressionisten kennengelernt, die Mischöde Pomme,

[00:05:17] also da war schon so ein Einstieg auch in die Welt der bildenden Kunst ein bisschen.

[00:05:22] Manet hat mir das besonders angetan gehabt.

[00:05:25] Und es waren die olympischen Spieler in Moskau gerade zu der Zeit

[00:05:29] und mein Papa und ich vor allem haben fast täglich die Leichtathletikbewerbe ein, zwei Stunden angeschaut.

[00:05:36] Und es gab Kino natürlich und die Begeisterung,

[00:05:40] um wie viel mehr noch in Paris an Filmgeschichte und Filmgegenwart zu sehen war

[00:05:45] und vor allem auch in Originalfassung.

[00:05:48] Also das heißt nicht französisch synchronisiert,

[00:05:50] was für mich ein großes Hindernis gewesen wäre,

[00:05:53] sondern man konnte gerade das englischsprachige Kino in Originalfassung sehen.

[00:05:59] Und ich konnte schon recht gut Englisch und wir sind auch wiederum nahezu täglich,

[00:06:04] oder vielleicht, weiß nicht, vielleicht täglich ist übertrieben,

[00:06:07] ich weiß es nicht mehr so genau,

[00:06:08] aber wir sind sehr oft ins Kino gegangen und haben uns neue und auch ältere Filme angesehen.

[00:06:13] Darunter waren, weiß nicht, mehr oder weniger zufällig drei Henry Fonda Filme.

[00:06:18] Oder wir haben vielleicht den ersten gesehen,

[00:06:20] die Früchte des Zorns und dann in diesem Pariscope

[00:06:23] oder L'Officiel du Spektakel, diesem Wochenprogramm,

[00:06:26] wo die gesamte Kulturangebot von Paris drinnen war,

[00:06:30] weitergesucht und dann stand auf einmal The Wrong Man, Hitchcock.

[00:06:33] Ah, Hitchcock und der Fonda spielt mit.

[00:06:35] So kam es zu diesen drei.

[00:06:36] Und der dritte war Spiel mir das Lied vom Tod,

[00:06:39] den mein Vater oder meine Eltern schon kannten

[00:06:41] und wir sind auf der Champs-Élysées ein Riesen.

[00:06:45] Also der Film war ja da schon 15 Jahre alt,

[00:06:47] aber es war ein Riesenkino

[00:06:48] und es war Begeisterung natürlich für diesen Film,

[00:06:51] die mir wie für die beiden anderen auch geblieben ist bis heute.

[00:06:55] Also so kam das zustande

[00:06:56] und ich kannte schon die Familie Fonda ein bisschen,

[00:06:59] weil mir die Tochter Jane ein Begriff war

[00:07:02] und ich sie von Barbarella im Fernsehen

[00:07:05] und von den politisch engagierten Filmen,

[00:07:10] sagen wir mal, man kann auch Message Movies dazu sagen,

[00:07:12] ich weiß nicht wie, The China Syndrome.

[00:07:14] Der Film kam ja fast gleichzeitig raus

[00:07:16] mit dem Unfall im Atomkraftwerk auf Three Mile Island,

[00:07:20] Harrisburg oder Coming Home,

[00:07:22] einer der ersten Filme über den Vietnamkrieg

[00:07:24] und Vietnam-Veteranen.

[00:07:26] Also die Jane Fonda war mir schon nahe

[00:07:28] und die schätzte ich sehr

[00:07:30] und da ist dann auch der Herr Papa mir näher geworden

[00:07:34] und ich habe dann, glaube ich, schon in den nächsten Jahren

[00:07:37] die ganze Geschichte der Familie mir im Detail angesehen.

[00:07:41] Es gibt auch eine Schularbeit in der siebten oder achten,

[00:07:44] ich glaube in der siebten,

[00:07:45] wo man ein Porträt über irgendeine Persönlichkeit schreiben musste

[00:07:48] und die habe ich schon über Henry Fonda geschrieben.

[00:07:51] Aber was mir jetzt schon noch einfällt zur vorherigen Frage,

[00:07:55] dass mein Amerika-Interesse keineswegs nur über Populärkultur

[00:07:59] oder Popmusik und Kino verlief,

[00:08:02] denn eine meiner Fables,

[00:08:04] die meine Mutter immer unterstützt hat,

[00:08:06] auch wenn sie dann nach einem halben Jahr oder Jahr

[00:08:09] wieder an einem anderen Faible Platz machen mussten,

[00:08:12] damit zum Beispiel eine Zeit lang fürs Mittelalter

[00:08:15] und die Ritter interessiert

[00:08:16] und sowohl Prinze Eisenherzgläsen

[00:08:18] als auch anspruchsvolle Ausstellungen

[00:08:20] über das Mittelalter auf der Schallerburg oder so,

[00:08:24] über die Babenberger,

[00:08:25] dann gab es eine Phase Indianer.

[00:08:27] Also damals sagte man das noch

[00:08:29] und war nicht sündig, wenn man das sagte.

[00:08:31] Also die indigene Bevölkerung Nordamerikas

[00:08:35] hat mich sicher auch wiederum durch Karl May

[00:08:38] und Karl May Filme und, sagen wir mal,

[00:08:41] verzerrte und in den Kitsch

[00:08:44] oder in die Fantasievorstellungen

[00:08:46] vom Leben der Native Americans

[00:08:48] lappende Lektüre und Filme

[00:08:51] hat mich dann schon so interessiert,

[00:08:53] dass die Mutti auch gleich mit mir ins Völkerkundemuseum,

[00:08:55] heute Weltmuseum,

[00:08:57] gegangen ist, wo es eine Riesenausstellung gab

[00:09:00] und ich kann mich sehr gut erinnern,

[00:09:01] wie ich mal versucht habe,

[00:09:02] die verschiedenen Stämme und Regionen

[00:09:05] der Nordamerikas auseinanderzuhalten.

[00:09:08] Das Wort Indianer meint alle,

[00:09:10] aber was heißt das schon,

[00:09:11] wenn man die Geschichte von Osseola in Florida

[00:09:14] und die Stämme des Südostens anschaut,

[00:09:17] dann ist das eine ganz andere Kultur

[00:09:19] als die des Nordwestens zum Beispiel.

[00:09:21] Und da winnet uns eine Apachen,

[00:09:23] das ist auch ein bisschen komplizierter

[00:09:25] als beim Karl May.

[00:09:26] Also ich habe mich da schon

[00:09:27] in einem gewissen Maße,

[00:09:30] ich würde sagen parawissenschaftlich,

[00:09:32] mit den Unterschieden

[00:09:34] und mit den kulturellen Differenzen

[00:09:36] und Besonderheiten der verschiedenen Stämme

[00:09:38] beschäftigt habe,

[00:09:39] die auch aufgeschrieben.

[00:09:40] Und mir dann auch,

[00:09:41] das war schon,

[00:09:42] das Lustige ist,

[00:09:43] dass dann immer Lektüre Fritz Stäuben,

[00:09:45] Tekumsee,

[00:09:46] also so Jugendbücher,

[00:09:48] in denen Häuptlinge

[00:09:49] oder auch real existiert Habende,

[00:09:52] die Widerstand geleistet haben

[00:09:53] gegenüber der Vernichtung

[00:09:54] und der kolonialen Gewalt,

[00:09:56] die ihnen von den Weißen

[00:09:58] entgegengebracht wurde,

[00:09:59] wie auch Fantasie-Indianer

[00:10:01] wie Winnetou,

[00:10:02] auf der einen Seite

[00:10:03] und auf der anderen Seite

[00:10:04] wissen wollen,

[00:10:05] wie das wirklich war mit denen.

[00:10:06] Also diese doppelte

[00:10:08] und keines der beiden

[00:10:09] jetzt minder schätzend,

[00:10:11] sondern ich sage das jetzt,

[00:10:13] weil ich das Gefühl habe,

[00:10:14] dass ein bisschen auch der Film

[00:10:16] jetzt, 45 Jahre später,

[00:10:18] von dem Interesse

[00:10:19] für beide Seiten getragen ist,

[00:10:21] für das,

[00:10:22] was wirklich geschehen ist

[00:10:23] und die Persönlichkeiten,

[00:10:24] die Figuren,

[00:10:25] die es da gab,

[00:10:26] berühmte wie auch solche,

[00:10:28] die längst verschüttet sind

[00:10:29] in der allgemeinen

[00:10:31] Geschichtswahrnehmung

[00:10:31] und auf der anderen Seite,

[00:10:33] wie unsere Kultur,

[00:10:34] wie die Massenkultur,

[00:10:35] die Populärkultur,

[00:10:36] das Kino

[00:10:36] mit solchen

[00:10:39] Geschichtsresten

[00:10:40] oder mit solchen Spuren

[00:10:41] der Geschichte umgeht

[00:10:42] und wie sie die umbaut

[00:10:43] und wie das

[00:10:44] Traumhafte

[00:10:45] und die Vorstellungen,

[00:10:46] die sich die Menschen machen

[00:10:47] von solchen

[00:10:48] geschichtlichen

[00:10:50] Zusammenhängen,

[00:10:51] wie das auch eine Rolle spielt.

[00:10:52] Man kann das leicht abtun

[00:10:53] als Blödsinn

[00:10:55] oder als Fantasie

[00:10:56] oder als kindisch.

[00:10:58] Es ist trotzdem

[00:10:59] zur Kenntnis zu nehmen,

[00:11:00] dass es eine gewichtige Rolle spielt,

[00:11:02] auch in der Politik,

[00:11:03] auch in der Art und Weise,

[00:11:04] wie wir adressiert werden

[00:11:06] von Politikern

[00:11:07] und Politikerinnen.

[00:11:09] Diese Welt

[00:11:10] der Politik,

[00:11:12] die handfeste

[00:11:13] gesellschaftliche Welt

[00:11:14] arbeitet auch

[00:11:15] mit solchen Fantasien,

[00:11:16] Einbildungen,

[00:11:17] Träumen

[00:11:17] und Kindischheiten

[00:11:19] und so war das beides

[00:11:20] immer irgendwie präsent.

[00:11:22] Also das

[00:11:22] wollte ich noch hinzufügen,

[00:11:24] dass dem Amerika-Interesse

[00:11:25] schon auch dieses

[00:11:27] historische Interesse

[00:11:28] an den ursprünglichen

[00:11:30] Bewohnern

[00:11:31] des Landes

[00:11:32] oder des Kontinents,

[00:11:33] dass das

[00:11:34] damit einherging.

[00:11:35] Das Stichwort

[00:11:36] Zusammenhänge

[00:11:36] führt mich auch noch einmal

[00:11:37] nach Paris

[00:11:38] und zu dem,

[00:11:39] was Sie uns schildern

[00:11:40] von Ihrer Zeit dort.

[00:11:41] Dass Sie nämlich

[00:11:41] einerseits

[00:11:42] diesen Hochsprung

[00:11:43] Weltrekord sehen

[00:11:44] und den Mann,

[00:11:45] der das Gesicht verdeckt.

[00:11:47] Und die Tränen der Freude

[00:11:49] vielleicht nicht zeigen will,

[00:11:50] Gefühle

[00:11:51] dem Rezipienten überlässt.

[00:11:53] Und ziehen so den Schluss

[00:11:55] zum Henry Fonda.

[00:11:56] Ich möchte jetzt die Frage stellen,

[00:11:57] wie war das methodisch,

[00:11:59] als Sie diesen Film gemacht haben?

[00:12:00] Waren solche Blitzlichter da,

[00:12:02] die Sie vorher schon hatten?

[00:12:03] Oder haben Sie danach gesucht

[00:12:05] in den Filmausschnitten,

[00:12:06] wo Sie besonders beeindruckt waren

[00:12:08] von der Darstellungskunst?

[00:12:10] Oder wie war das?

[00:12:12] Also die tatsächliche Erinnerung

[00:12:14] war schon recht stark

[00:12:15] an diesen Gerd Wessig,

[00:12:17] diesen DDR-Springer.

[00:12:18] Aber isoliert,

[00:12:20] den hatte ich immer

[00:12:20] irgendwie im Hintergrund,

[00:12:21] weil der hat dann nachher

[00:12:22] auch seine Karriere beendet,

[00:12:23] weil er, was ich gewusst hat,

[00:12:24] besser wird er nicht mehr werden.

[00:12:25] Also diese Überraschung,

[00:12:27] diese Sensation,

[00:12:28] weil er war nicht

[00:12:29] unter den Favoriten.

[00:12:30] Also der blieb mir.

[00:12:31] Und dann beim Arbeiten

[00:12:33] an dem Film

[00:12:33] war schon relativ früh

[00:12:35] mir klar,

[00:12:35] wenn man von das

[00:12:36] hätte natürlich noch viel mehr

[00:12:38] über den Spielstil

[00:12:39] und die Eigenheiten

[00:12:41] und die Besonderheiten

[00:12:42] von das Herangehensweise

[00:12:45] an dieses Metier

[00:12:46] mehr finden können.

[00:12:48] Aber ein Zentraler war sicher

[00:12:49] eine gewisse Scheuheit,

[00:12:51] die sowohl seine persönliche

[00:12:52] als tatsächlicher Mensch war,

[00:12:54] als auch etwas,

[00:12:56] mit dem er bewusst gearbeitet hat.

[00:12:57] Also das Gegenteil

[00:12:58] eines machomäßigen,

[00:13:01] triumphalistischen,

[00:13:02] auch das Gegenteil dessen,

[00:13:04] was man mit Marlon Brando

[00:13:05] oder James Dean verbindet,

[00:13:06] so ein extrem ins emotionale,

[00:13:10] psychologische Method Acting.

[00:13:12] Das war ihm auch eher fern.

[00:13:13] Das ist eine frühere Generation.

[00:13:16] Also Teil seines Spiels

[00:13:17] war es wirklich,

[00:13:18] es gibt einen schönen Satz

[00:13:19] über ihn von einem Kritiker,

[00:13:21] der ungefähr so lautet,

[00:13:22] Henry Fonda betritt einen Raum

[00:13:24] so, als würde er ihn gerade

[00:13:26] rückwärts wieder verlassen.

[00:13:28] Also ein Eintritt,

[00:13:29] der aber nicht

[00:13:29] hier bin ich sagt,

[00:13:31] sondern ich wäre eigentlich

[00:13:32] gern schon wieder weg.

[00:13:34] Also so ein,

[00:13:35] es kämpfen in ihm,

[00:13:36] so Dinge eben wie

[00:13:37] Ambition einerseits,

[00:13:38] Zurückhaltung andererseits.

[00:13:39] Und im Spiel drückt sich das

[00:13:41] zum Teil so aus,

[00:13:42] dass er sehr oft nach innen

[00:13:43] zu schauen scheint

[00:13:44] und die Erinnerung

[00:13:46] spürbar werden lässt,

[00:13:47] das Gedenken vielleicht

[00:13:48] an die Toten

[00:13:49] oder an die Menschen,

[00:13:51] die einst gelebt haben

[00:13:52] und dass er sein Gesicht

[00:13:53] entweder selber abschattet,

[00:13:55] am deutlichsten ist das

[00:13:56] in dem Film,

[00:13:57] wo er den US-Präsidenten spielt,

[00:13:59] Failsafe,

[00:14:00] wo es um einen

[00:14:01] quasi vorgestellten

[00:14:03] dritten Weltkrieg,

[00:14:04] eine apokalyptische Situation geht

[00:14:06] und wo er mit dem,

[00:14:07] seinem sowjetischen

[00:14:08] gegenüber telefoniert

[00:14:09] und in den entscheidenden Punkten

[00:14:10] kann man sein Gesicht nicht sehen,

[00:14:12] weil er sein Gesicht

[00:14:13] in den Schatten legt,

[00:14:14] indem er es abdeckt.

[00:14:16] Aber auch in anderen Filmen

[00:14:17] kommt es immer wieder,

[00:14:18] dass er sich wohler fühlte,

[00:14:20] scheint mir,

[00:14:20] wenn er nicht

[00:14:21] im prallen Licht

[00:14:23] der Scheinwerfer

[00:14:24] und der Kamera

[00:14:26] gegenüber,

[00:14:26] sondern zeitwärts

[00:14:28] abgeschattet agiert.

[00:14:30] Und das war mir schon klar,

[00:14:32] dass ich das

[00:14:33] ansprechen würde.

[00:14:34] Dann hatte ich aber

[00:14:35] diesen Prolog,

[00:14:36] in dem es um den Sommer

[00:14:37] 1980 in Paris ging

[00:14:39] und wollte schon einmal

[00:14:40] nachschauen,

[00:14:40] wie das eigentlich

[00:14:41] mit den Olympischen Spielen

[00:14:42] da war

[00:14:42] und mit diesem Hochspring,

[00:14:44] an den ich mich so erinnerte

[00:14:45] und war wirklich verblüfft

[00:14:46] und hatte mich daran

[00:14:48] nicht erinnert,

[00:14:49] aber ich habe es

[00:14:49] in den Stücken,

[00:14:51] in den Fernsehbildern,

[00:14:53] die man anschauen kann

[00:14:54] von diesem Wettbewerb,

[00:14:56] gesehen,

[00:14:57] dass dieser Gerd Wessig

[00:14:59] springt und springt

[00:15:00] und springt

[00:15:00] und jedes Mal

[00:15:01] kann er es irgendwie

[00:15:02] nicht fassen

[00:15:03] und statt dass er

[00:15:04] wie heute Fußballer,

[00:15:05] das andere Extrem ist

[00:15:06] wie heute Fußballer

[00:15:07] einen Torerfolg feiern,

[00:15:08] das sind ja fast

[00:15:10] barbarische

[00:15:12] Selbstüberhöhungen,

[00:15:13] die da stattfinden

[00:15:14] und dieser Gerd Wessig

[00:15:15] war wirklich

[00:15:16] das Gegenteil davon.

[00:15:17] Zuerst springt er schon

[00:15:18] seine persönliche Bestleistung

[00:15:19] und liegt da

[00:15:20] und macht so

[00:15:21] die Hand aufs Gesicht

[00:15:22] und wenn er dann

[00:15:23] wirklich auch noch

[00:15:24] den Weltrekord springt,

[00:15:25] dann dreht er sich

[00:15:26] zur Matte,

[00:15:27] rutscht die Sprungmatte

[00:15:28] runter,

[00:15:28] dreht sich noch einmal

[00:15:29] weg von den Fernsehteams

[00:15:31] hin zur Sprungmatte

[00:15:32] und dann zieht ihn halt

[00:15:33] so ein olympischer Helfer auf

[00:15:35] und zieht ihn vor die Kameras

[00:15:37] und selbst dort

[00:15:37] macht er dann noch einmal

[00:15:38] so,

[00:15:39] dann lächelt er,

[00:15:39] dann lacht er schon,

[00:15:40] weil er es nicht fassen kann,

[00:15:41] aber selbst dort

[00:15:42] macht er nur einmal

[00:15:42] diese Geste,

[00:15:43] mit der wir dann auch

[00:15:44] freezeframe-mäßig enden

[00:15:46] und so kam es,

[00:15:47] dass ich mir dachte,

[00:15:48] okay,

[00:15:49] ich will jetzt nicht behaupten,

[00:15:50] dass Gerd Wessig

[00:15:50] und Henry Fonda

[00:15:51] durch irgendetwas anderes

[00:15:52] verbunden sind,

[00:15:53] als einerseits durch

[00:15:55] diese gemeinsame Wahrnehmung

[00:15:57] durch mich

[00:15:57] in diesem Sommer 1980

[00:15:59] und durch diese

[00:16:00] eigentümliche

[00:16:01] Zurückhaltung

[00:16:02] oder dieses

[00:16:03] eigentümliche,

[00:16:04] die Formulierung im Film

[00:16:05] ist,

[00:16:05] selbst in dem Moment

[00:16:07] When We Were Kings

[00:16:09] zu wissen,

[00:16:10] dass es erstens

[00:16:10] nicht immer so ist

[00:16:11] und dass es viele,

[00:16:12] viele tausende Millionen

[00:16:13] andere gab,

[00:16:14] die in meiner Position waren

[00:16:16] und denen das nicht gelungen ist,

[00:16:18] also dieses Gewahrsein,

[00:16:20] auch das Zufall,

[00:16:21] dass einem da was gelungen ist

[00:16:22] oder so,

[00:16:23] also diese Scheuheit,

[00:16:24] die ich in beiden Männern

[00:16:26] halt dann jetzt sah,

[00:16:27] brachte mich dazu,

[00:16:28] dass auch in diesem Prolog,

[00:16:30] der der einzige Teil des Films ist,

[00:16:32] in dem ich wirklich

[00:16:32] Ich sage

[00:16:33] und von diesem Anstoß,

[00:16:35] von dieser Inspiration

[00:16:36] Rede,

[00:16:38] da bringe ich das halt zusammen.

[00:16:40] Man kann diese Dinge

[00:16:40] immer auch ein bisschen

[00:16:42] kindisch nennen natürlich

[00:16:43] oder weit hergeholt,

[00:16:45] aber für mich

[00:16:45] ist es nicht weit hergeholt,

[00:16:47] weil es meiner

[00:16:48] damals jugendlichen Erfahrung

[00:16:50] beides nämlich

[00:16:51] sehr nahe ist

[00:16:53] und weil ich glaube,

[00:16:55] kann man ja nie wissen,

[00:16:56] wenn man keine Psychoanalyse macht

[00:16:57] und selbst dann

[00:16:58] kann man es nicht wissen,

[00:17:00] ich glaube,

[00:17:00] dass das eine prägende Erfahrung,

[00:17:03] beides nämlich,

[00:17:04] eine prägende Erfahrung war

[00:17:05] und dass ein bestimmtes

[00:17:06] Menschenbild

[00:17:07] oder eine bestimmte

[00:17:08] auch vielleicht

[00:17:09] Vorstellung von Männlichkeit,

[00:17:11] die mir näher ist

[00:17:12] als andere Vorstellungen

[00:17:13] von Männlichkeit,

[00:17:14] dass die da mitgeprägt

[00:17:15] wurde,

[00:17:17] Vermutung.

[00:17:17] Relativ früh

[00:17:18] auch in deinem Film

[00:17:19] kommt dann die Szene

[00:17:20] aus Young Lincoln,

[00:17:22] wo auch meines Erachtens

[00:17:23] also wunderbar

[00:17:24] eigentlich so einerseits

[00:17:25] eine Scheuheit

[00:17:26] und Zurückhaltung,

[00:17:28] verschmilzt aber

[00:17:29] mit einem natürlich

[00:17:30] notgedrungenen,

[00:17:31] er wendet sich ja

[00:17:31] an die Leute

[00:17:32] und will ja sozusagen

[00:17:33] Werbung für sich machen

[00:17:34] als Kandidat,

[00:17:35] wo das auch in einer

[00:17:36] ganz herrlichen Weise

[00:17:37] schon miteinander

[00:17:39] verschmilzt.

[00:17:40] Wobei er macht ja

[00:17:40] Werbung in einer Weise,

[00:17:42] also er unterspielt

[00:17:42] das ja irrsinnig,

[00:17:43] er ist eben auch da

[00:17:44] das Gegenteil von

[00:17:45] einer Figur wie Trump

[00:17:46] oder so,

[00:17:47] sondern quasi so,

[00:17:48] nein,

[00:17:48] ich bin ja nichts

[00:17:48] besonders,

[00:17:49] ihr kennt mich ja,

[00:17:50] ich bin euch ein Nachbar

[00:17:51] da im Dorf,

[00:17:52] da ist er ja noch

[00:17:53] wirklich weit

[00:17:54] von einer Politkarriere

[00:17:55] entfernt,

[00:17:56] aber ja,

[00:17:56] er ist halt gefragt worden,

[00:17:57] dass er sich da

[00:17:58] als Kandidat

[00:17:59] für diese Community

[00:18:00] zur Verfügung stellt

[00:18:02] und ich mache das gern,

[00:18:03] wenn es mir wollt,

[00:18:04] fein,

[00:18:04] wenn nicht,

[00:18:05] ist auch kein Problem.

[00:18:06] Also einerseits

[00:18:07] sozusagen eine Selbstgewissheit,

[00:18:08] ja,

[00:18:08] wenn ihr mir das

[00:18:09] machen lassen wollt,

[00:18:10] dann würde ich das

[00:18:10] schon machen

[00:18:11] und könnte ich das auch,

[00:18:12] aber auf der anderen Seite

[00:18:13] halt diese ganz,

[00:18:14] ganz trotzdem

[00:18:14] glaubhafte Extreme

[00:18:16] Zurückhaltung,

[00:18:16] dieses immer wieder

[00:18:17] auf den Boden schauen

[00:18:18] und so weiter,

[00:18:19] das verschmilzt für mich

[00:18:20] wunderbar in der Szene,

[00:18:21] das fand ich auch super gesetzt.

[00:18:23] Wer methodisch gefragt,

[00:18:24] wie kann man denn

[00:18:25] einen 3-Stunden-Film machen

[00:18:26] mit so vielen Ausschnitten?

[00:18:28] Wie lässt sich

[00:18:29] sowas finanzieren?

[00:18:30] Wie lässt sich

[00:18:30] sowas auch managen?

[00:18:31] Der Schlussroller

[00:18:32] dauert, glaube ich,

[00:18:33] vier Minuten,

[00:18:34] nur mit Titeln von Archiven,

[00:18:36] die etwas zur Verfügung

[00:18:37] gestellt haben.

[00:18:39] Managen lässt sich,

[00:18:40] wenn man sich einmal

[00:18:41] die Zeit nimmt.

[00:18:42] Das ist schon wichtig.

[00:18:43] Der Film ist

[00:18:43] über mehrere Jahre

[00:18:44] hinweg entstanden

[00:18:45] und wir haben uns

[00:18:46] die Zeit einfach genommen,

[00:18:47] weil uns keine Deadlines

[00:18:48] und keine branchenüblichen

[00:18:50] Abfolge von

[00:18:51] Pre-Production,

[00:18:52] Production,

[00:18:53] Distribution

[00:18:54] und so weiter

[00:18:54] gepeinigt haben.

[00:18:56] Also wir haben uns

[00:18:56] die Zeit genommen,

[00:18:57] die der Film brauchte.

[00:18:59] Das ist ein Low-Budget-Film

[00:19:00] und daher war auch ganz klar,

[00:19:02] dass wir von Beginn an

[00:19:03] einen gewissen Teil

[00:19:05] oder einen Guteil

[00:19:06] des Materials,

[00:19:07] das wir aus der

[00:19:07] Filmgeschichte zitieren,

[00:19:09] tatsächlich eben

[00:19:10] auf der Grundlage

[00:19:11] des Zitatrechts

[00:19:12] verwenden,

[00:19:13] was legitim ist.

[00:19:15] Also das ist eine

[00:19:15] gesetzliche Möglichkeit,

[00:19:17] die es erlauben soll,

[00:19:18] dass in der

[00:19:18] Kulturgeschichte,

[00:19:19] das ist ja auch

[00:19:20] bei schriftlichen Werken

[00:19:21] so,

[00:19:22] ich darf ja,

[00:19:22] wenn ich über

[00:19:23] Thomas Mann

[00:19:23] eine Arbeit schreibe,

[00:19:25] seitenweise

[00:19:26] oder jedenfalls

[00:19:27] beträchtlichem Maße,

[00:19:28] um zu erklären,

[00:19:29] was ich an Argumenten

[00:19:31] oder an Überlegungen

[00:19:32] zu Thomas Manns Literatur

[00:19:33] habe,

[00:19:33] auch Stücke aus

[00:19:34] Thomas Manns Romanen

[00:19:35] zitieren

[00:19:36] und in Amerika

[00:19:37] heißt das Fair Use

[00:19:38] und bei uns Zitatrecht,

[00:19:40] um eben möglich zu machen,

[00:19:42] dass man neues Wissen

[00:19:43] generiert

[00:19:44] über historische

[00:19:46] Figuren,

[00:19:47] Autoren,

[00:19:48] Schauspieler,

[00:19:48] Filmemacher

[00:19:49] und so weiter.

[00:19:50] Ein anderer Teil

[00:19:51] des Archivmaterials

[00:19:52] musste erworben werden,

[00:19:54] mühselig,

[00:19:54] aber halt mit

[00:19:55] viel Verhandeln

[00:19:56] ging sich das

[00:19:57] irgendwie aus,

[00:19:58] die Fernsehshows,

[00:19:59] die Oscar-Shows,

[00:20:00] die zwei,

[00:20:01] die wir zitieren

[00:20:02] und BBC

[00:20:03] und und und.

[00:20:05] Ein Vorteil war sicher,

[00:20:06] dass Regina Schlagnitweit

[00:20:07] und ich,

[00:20:08] also Regina ist

[00:20:09] außer mir

[00:20:10] und der dritte

[00:20:10] ist Michael Palm,

[00:20:11] wir drei haben den Film

[00:20:12] wirklich zusammen gemacht

[00:20:14] über Jahre hinweg,

[00:20:15] die Produktionsfirmen

[00:20:16] haben uns da sehr

[00:20:17] in Ruhe gelassen

[00:20:18] und wirklich machen lassen

[00:20:19] und ich habe mit Regina

[00:20:21] schon 16 Jahre

[00:20:22] im Filmmuseum

[00:20:24] zusammengearbeitet,

[00:20:24] abgesehen davon,

[00:20:25] dass sie meine Liebste ist,

[00:20:27] seit noch viel längerer Zeit

[00:20:29] und wir haben einfach

[00:20:30] gute Kontakte

[00:20:31] und Verhältnisse

[00:20:32] zu den verschiedenen Archiven

[00:20:33] und so gehabt

[00:20:34] und einfach viel Erfahrung

[00:20:35] auch im Filmmuseum

[00:20:37] mussten wir laufend

[00:20:38] mit Archiven

[00:20:38] und Rechtsfragen

[00:20:40] und vor allem

[00:20:41] irgendwas finden,

[00:20:42] das die Leute

[00:20:42] sonst nicht finden.

[00:20:43] Wir haben es meistens

[00:20:44] gefunden irgendwo

[00:20:46] und das war sehr stark

[00:20:47] ein Teil von

[00:20:48] Reginas Arbeit

[00:20:49] mit den

[00:20:49] vor allem amerikanischen

[00:20:50] Archiven

[00:20:51] in Kontakt zu sein,

[00:20:53] was es vielleicht

[00:20:53] an Home Movies,

[00:20:54] an Werbefilmen,

[00:20:56] an Image Industrie Filmen,

[00:20:58] was auch immer,

[00:20:59] TV-Show-Material,

[00:21:00] was es da so gäbe,

[00:21:02] da haben wir

[00:21:02] einiges gefunden,

[00:21:03] das nicht so

[00:21:04] auf der Hand lag

[00:21:05] vielleicht

[00:21:05] und das hat allein

[00:21:07] schon viel Zeit gebraucht

[00:21:08] und dann noch die Frage,

[00:21:09] unter welchen Bedingungen

[00:21:10] kann man es verwenden?

[00:21:11] Also wer ist Rechtsinhaber?

[00:21:12] Es gab auch Rechtsinhaber,

[00:21:13] die einfach unangenehm

[00:21:15] beziehungsweise

[00:21:16] viel zu teuer waren.

[00:21:17] Wir waren mit dem Enkel

[00:21:18] von John Ford

[00:21:19] in Kontakt,

[00:21:20] Dan Ford,

[00:21:21] der verfügt über die Rechte

[00:21:22] an den Home Movies

[00:21:24] seines Großvaters

[00:21:25] und da gab es

[00:21:26] ein paar schöne Stücke

[00:21:27] in diesen

[00:21:28] John Ford Home Movies.

[00:21:29] John Ford

[00:21:30] war sicher der wichtigste

[00:21:31] Regisseur für Henry Fonda

[00:21:33] und eine der wichtigsten

[00:21:34] Szenen

[00:21:35] oder eine meiner

[00:21:35] Lieblingsszenen

[00:21:36] in My Darling Clementine

[00:21:38] im Western,

[00:21:39] wo er so auf der

[00:21:40] Veranda schaukelt

[00:21:41] und die Beine abwechselnd

[00:21:42] aufstützt

[00:21:43] auf diesem Pfosten.

[00:21:44] Er redet zum Glück

[00:21:46] in dem Interview,

[00:21:47] das wir verwenden,

[00:21:47] eh drüber

[00:21:48] und wir zitieren

[00:21:49] dieses Stück aus dem Film.

[00:21:50] Es hätte noch

[00:21:50] eine dritte Ebene gegeben,

[00:21:52] nämlich in Farbe

[00:21:53] aus den John Ford

[00:21:54] Home Movies

[00:21:55] von hinter der Kamera

[00:21:57] gefilmt,

[00:21:58] wie er das probt.

[00:21:59] Also wie der Ford

[00:22:00] mit ihm

[00:22:00] dieses Balanceakt probt.

[00:22:03] Wäre ein kleiner,

[00:22:04] schöner Luxus gewesen,

[00:22:05] aber die,

[00:22:06] ich weiß nicht wie viel,

[00:22:07] tausend Dollar pro Sekunde

[00:22:08] ungefähr.

[00:22:08] Aber ist das die einzige

[00:22:10] Lehrstelle

[00:22:10] in deinem persönlichen Film,

[00:22:12] wie er geworden wäre?

[00:22:13] Er ist nicht einmal

[00:22:14] eine Lehrstelle,

[00:22:14] weil das,

[00:22:15] was ich erzählen wollte

[00:22:16] an der Stelle,

[00:22:17] ist durch von

[00:22:17] das eigene Aussage

[00:22:18] von 1981,

[00:22:19] von dem Audiointerview

[00:22:21] und dem Ausschnitt

[00:22:22] aus My Darling Clementine

[00:22:23] selber

[00:22:24] vollständig erzählbar.

[00:22:25] Das sind,

[00:22:26] darum sage ich Luxus,

[00:22:27] es gibt

[00:22:28] einen fiktiven Film

[00:22:29] in meinem Kopf

[00:22:30] vielleicht,

[00:22:31] in dem

[00:22:31] man keine Grenzen,

[00:22:33] keine budgetären

[00:22:34] oder sonstigen Grenzen

[00:22:35] und auch keine längeren

[00:22:36] Grenzen hätte.

[00:22:37] Das wäre dann wahrscheinlich

[00:22:38] ein siebeneinhalbstündiger Film.

[00:22:40] Der ist müßig,

[00:22:41] der gehört mir alleine

[00:22:41] und den muss sich

[00:22:42] niemand anschauen.

[00:22:43] Also das gibt es schon,

[00:22:45] aber das,

[00:22:46] was da jetzt

[00:22:46] in diesem fertigen

[00:22:49] Ding

[00:22:49] enthalten ist,

[00:22:51] entspricht

[00:22:52] inklusive

[00:22:53] der

[00:22:53] mir sehr oft

[00:22:55] gesagten

[00:22:56] Sentence,

[00:22:57] die Michael Palm,

[00:22:58] der Editor

[00:22:58] unter anderem war,

[00:23:00] gesagt hat,

[00:23:01] Alex weiß die,

[00:23:02] kill your darlings,

[00:23:03] kill your darlings,

[00:23:04] das lernt man offenbar.

[00:23:06] But do not kill your darling

[00:23:08] Clementine.

[00:23:09] Ja genau,

[00:23:10] also man müsse

[00:23:11] die Fähigkeit erwerben,

[00:23:12] die Szenen,

[00:23:13] die einem als die

[00:23:14] essentiellsten und schönsten

[00:23:15] und wichtigsten sind,

[00:23:16] auch loszuwerden,

[00:23:18] wenn sie aus irgendeinem

[00:23:19] anderen Grund

[00:23:20] den Fluss

[00:23:20] oder die

[00:23:22] Argumentationsdynamik

[00:23:23] stören.

[00:23:23] Und ich

[00:23:24] machte mich

[00:23:25] bereit,

[00:23:26] solche Momente

[00:23:26] zu erleben,

[00:23:27] erlebt er sie aber nicht,

[00:23:28] weil

[00:23:29] in dem Moment

[00:23:30] waren sie keine

[00:23:30] Darlings mehr

[00:23:31] für mich,

[00:23:32] wenn ich verstand,

[00:23:33] dass das jetzt

[00:23:34] die Partie aufhält.

[00:23:35] Also das ist irgendwie

[00:23:36] der Punkt,

[00:23:36] ich weine nichts nach.

[00:23:38] Ja cool,

[00:23:38] das ist irgendwie

[00:23:39] das Schöne,

[00:23:40] dass ich sage,

[00:23:40] die Form,

[00:23:41] die der Film jetzt hat,

[00:23:42] ein Beispiel,

[00:23:43] das ich gerne erwähne,

[00:23:44] ist,

[00:23:44] dass es eine

[00:23:45] mindestens halbstündige

[00:23:47] Exkurs gegeben hätte

[00:23:48] über Jean-Luc Godard,

[00:23:50] Jane Fonda

[00:23:50] und Henry Fonda,

[00:23:51] der noch einmal

[00:23:52] den europäischen Blick

[00:23:53] auf die Fondas

[00:23:55] und so thematisiert hätte.

[00:23:56] Da gibt es sehr viele

[00:23:57] interessante Verbindungen

[00:23:59] zwischen diesen dreien,

[00:24:00] aber das ist ein eigener Film

[00:24:02] und wir haben das dann

[00:24:03] sehr bald als einen

[00:24:03] Satellitenfilm,

[00:24:05] der vorerst nur

[00:24:06] fiktiv in der

[00:24:07] Imagination existiert,

[00:24:09] weil er schlicht

[00:24:10] dem Zug,

[00:24:11] den wir schon

[00:24:12] haben wollten,

[00:24:12] klingt vielleicht komisch,

[00:24:13] wenn man sagt,

[00:24:14] man hat einen

[00:24:14] drei Stunden Film gemacht,

[00:24:15] aber ich wollte einen Drive

[00:24:17] und das Schöne ist,

[00:24:19] jetzt muss ich ganz offen

[00:24:20] sagen,

[00:24:20] das Lob,

[00:24:21] das mich am meisten

[00:24:21] freut,

[00:24:22] wenn Menschen

[00:24:23] auf mich zukommen

[00:24:24] oder über den Film

[00:24:25] schreiben,

[00:24:25] ist,

[00:24:26] dass der Film einen

[00:24:26] Drive hat

[00:24:27] und einen Zug hat

[00:24:28] und dass er nicht

[00:24:29] fad ist und nie fad ist,

[00:24:31] in keiner Phase,

[00:24:33] weil das war schon

[00:24:33] auch das Ziel,

[00:24:35] nicht im Sinne

[00:24:36] einer

[00:24:38] Kommerzüberlegung,

[00:24:38] weil das ist lächerlich,

[00:24:39] ein dreistündiger,

[00:24:40] essayistischer...

[00:24:41] Nein, das Publikum

[00:24:41] bei der Stange halten.

[00:24:42] Ja, das Publikum,

[00:24:43] die Leute, die kommen...

[00:24:43] Das kann ich aus meiner

[00:24:44] Position auch sagen,

[00:24:45] ist gelungen.

[00:24:45] Danke,

[00:24:46] die sollen bei der Stange

[00:24:47] gehalten sein,

[00:24:47] ohne dass ich damit glaube,

[00:24:49] dass das jetzt ein Film wird,

[00:24:50] der irgendwie kommerziell

[00:24:51] irgendwas reißt,

[00:24:52] das wäre ja lächerlich,

[00:24:53] aber die Menschen,

[00:24:54] die sich dafür interessieren

[00:24:56] und das anschauen,

[00:24:56] sollen mit einer

[00:24:58] angespannten und ertragreichen

[00:25:00] und dynamischen Erfahrung

[00:25:01] wieder nach Hause gehen,

[00:25:03] nach dem Film.

[00:25:04] Aber wir nehmen mit,

[00:25:05] dass es jetzt dann

[00:25:06] in fünf Jahren oder so

[00:25:08] die europäische Ergänzung

[00:25:10] dazu gibt.

[00:25:10] Das ist offen,

[00:25:12] vielleicht,

[00:25:12] also solche Satelliten,

[00:25:14] wir nannten alle diese,

[00:25:15] der Film besteht ja

[00:25:16] aus vielen Seitenwegen,

[00:25:17] er wählt ja bewusst,

[00:25:18] um die amerikanische Geschichte

[00:25:20] zu beleuchten,

[00:25:21] vielleicht auch aus

[00:25:22] Richtungen zu beleuchten,

[00:25:23] die einem nicht sofort

[00:25:24] in den Sinn kommen,

[00:25:25] wählt er bestimmte Personen

[00:25:27] und Momente,

[00:25:29] historische Momente.

[00:25:30] Und wir haben diese Personen

[00:25:32] Satellitenfiguren genannt.

[00:25:34] Das sind berühmtere

[00:25:35] wie Wyatt Earp

[00:25:36] oder kaum bekannte

[00:25:38] wie die tolle,

[00:25:39] fantastische Schriftstellerin

[00:25:40] Margaret Fuller,

[00:25:41] die im Kreis der

[00:25:44] Transzendentalisten

[00:25:44] Emerson, Thoreau

[00:25:45] und so geschrieben hat

[00:25:47] und für mich besser ist

[00:25:48] als die viel berühmteren

[00:25:50] anderen.

[00:25:51] Und 15 weitere

[00:25:53] solcher Figuren,

[00:25:54] der Film ist ein bisschen

[00:25:55] so gespickt

[00:25:55] mit solchen Momenten,

[00:25:57] die sich um diese

[00:25:59] Satellitenfiguren

[00:26:00] anordnen.

[00:26:00] Und so gibt es auch

[00:26:03] Satellitenwege

[00:26:03] und Filme,

[00:26:04] die dann nicht mehr

[00:26:06] drin sind.

[00:26:07] Also das ist

[00:26:07] die Frage,

[00:26:08] wenn man sich einen

[00:26:09] Christbaum vorstellt,

[00:26:10] der ganz, ganz

[00:26:11] in die Breite geht

[00:26:12] und Arme hat,

[00:26:14] die so weit ausgreifen,

[00:26:16] dass man sich schon

[00:26:17] Sorgen macht,

[00:26:17] dass der ganze Baum

[00:26:18] zusammenbricht,

[00:26:19] weil das Gewicht

[00:26:20] seiner seitlichen Arme

[00:26:21] zu groß wird,

[00:26:23] dann kann man sagen,

[00:26:24] dass es mal eine Version

[00:26:25] gab, wo der

[00:26:26] Christbaum sehr breit war

[00:26:27] bis zum Boden.

[00:26:28] Und das Gewicht

[00:26:28] dieser Äste,

[00:26:30] das Gewicht dieser

[00:26:31] Zweigeäste

[00:26:32] und dieser Satelliten,

[00:26:33] sagen wir mal,

[00:26:33] wo auch so silberne Kugeln

[00:26:35] dran hingen

[00:26:35] oder

[00:26:36] Godis zum Verschmausen,

[00:26:38] das wurde

[00:26:39] schlicht zu schwer

[00:26:40] an manchen Stellen.

[00:26:41] Und mit schwer

[00:26:42] meine ich jetzt,

[00:26:43] auch mir selber

[00:26:44] wurde klar,

[00:26:46] dass das

[00:26:46] einfach in Regionen

[00:26:47] führt,

[00:26:48] die nicht

[00:26:48] uninteressant sind,

[00:26:49] die aber

[00:26:50] dem Ziel,

[00:26:52] eine

[00:26:53] Vertikale auch

[00:26:54] zu haben,

[00:26:54] die kräftig ist,

[00:26:56] die von

[00:26:56] Minute 1 bis

[00:26:57] Minute 184

[00:26:59] geht,

[00:27:00] dass die nicht

[00:27:01] beschädigt wird.

[00:27:02] Und insofern war das

[00:27:03] ein Balanceakt,

[00:27:05] schon diese Äste,

[00:27:06] arme Satelliten

[00:27:07] zu bewahren,

[00:27:08] aber nicht in einem

[00:27:09] Maße,

[00:27:10] die das ganze Ding

[00:27:11] beschädigt.

[00:27:12] Und darum sind viele

[00:27:13] Figuren und auch so

[00:27:14] Teilfilme,

[00:27:15] wie sie sagen,

[00:27:16] die vielleicht,

[00:27:17] ich glaube es ehrlich

[00:27:18] gesagt nicht,

[00:27:19] der Michael Palm sagt

[00:27:20] immer,

[00:27:20] das hämmer uns

[00:27:21] alles auf,

[00:27:21] diese Stücke aus

[00:27:22] den Roßschnitten,

[00:27:23] aus den 14 Versionen

[00:27:25] vor der

[00:27:26] Letztversion,

[00:27:27] das hämmer uns

[00:27:27] alles auf,

[00:27:28] weil vielleicht

[00:27:28] kommen wir noch

[00:27:29] einmal zurück.

[00:27:30] Dann sagt er aber

[00:27:30] auch dazu,

[00:27:31] die meisten Filmemacher

[00:27:32] reden so und

[00:27:33] heben alles auf,

[00:27:34] aber sie werden

[00:27:35] nie wieder,

[00:27:36] sie tun sich das

[00:27:37] schlicht nicht an,

[00:27:38] nach 5 Jahren

[00:27:38] oder nach 10 Jahren

[00:27:39] nochmal in das

[00:27:40] Material zurückzugehen.

[00:27:41] Ich weiß es schlicht

[00:27:42] nicht,

[00:27:42] das ist ja mein

[00:27:42] erster Film.

[00:27:43] Wie das alles

[00:27:44] weitergehen wird,

[00:27:45] ist mir sowieso

[00:27:46] ein Rätsel.

[00:27:47] Schauen wir mal,

[00:27:48] aufgehoben ist es.

[00:27:49] Mir kommt da noch

[00:27:49] ein Theaterspruch

[00:27:50] in den Sinn,

[00:27:51] Gestrichenes

[00:27:52] kann nicht durchfallen.

[00:27:53] Genau.

[00:27:55] Heute bei

[00:27:56] Roman Scheibers

[00:27:57] Filmfilter

[00:27:57] und bei

[00:27:58] 365

[00:27:58] Alexander Horvath.

[00:28:02] Zurückkommend

[00:28:03] zu der Idee

[00:28:04] für den Film

[00:28:05] und zu der Absicht.

[00:28:06] Ist es eigentlich

[00:28:07] eine wissenschaftliche

[00:28:08] Arbeit im Sinn

[00:28:08] der Zeitgeschichte?

[00:28:10] Ist es eine

[00:28:10] journalistische Arbeit

[00:28:11] im Sinn

[00:28:12] der Beleuchtung

[00:28:14] von Entwicklungen,

[00:28:15] wo sich die

[00:28:16] Rezipientin

[00:28:17] dann neue

[00:28:18] Blickwinkel

[00:28:19] erarbeiten kann?

[00:28:20] Oder ist es

[00:28:20] eine künstlerische

[00:28:21] Arbeit,

[00:28:22] ein Essay?

[00:28:23] So schwierig

[00:28:24] das immer ist,

[00:28:25] etwas zu reduzieren

[00:28:26] auf so eine Kategorie.

[00:28:27] Ich glaube,

[00:28:28] ich kann dezidiert

[00:28:29] sagen,

[00:28:29] dass ich das

[00:28:30] nicht,

[00:28:30] weder ich noch

[00:28:31] die Menschen,

[00:28:32] die den bisher

[00:28:32] gesehen haben,

[00:28:33] für eine

[00:28:33] wissenschaftliche

[00:28:34] Arbeit halte

[00:28:34] und auch nicht,

[00:28:35] obwohl ich aus

[00:28:36] dem Journalismus

[00:28:37] ursprünglich komme.

[00:28:38] Also ich habe

[00:28:38] sowohl

[00:28:39] quasi wissenschaftlich

[00:28:40] hin und wieder

[00:28:41] gearbeitet,

[00:28:42] als auch am

[00:28:42] Anfang meiner

[00:28:43] Laufbahn

[00:28:43] journalistisch,

[00:28:44] aber es ist

[00:28:44] dezidiert keines

[00:28:45] von beiden.

[00:28:46] Das Problem ist,

[00:28:47] dass ich jetzt auf die

[00:28:48] dritte ihrer

[00:28:50] Kategorien zurückfallen

[00:28:51] muss und mich

[00:28:51] natürlich auch ein

[00:28:52] bisschen scheue,

[00:28:53] von mir als Künstler

[00:28:54] zu sprechen,

[00:28:55] weil ich schlicht,

[00:28:56] ich meine,

[00:28:56] ich bin jetzt gerade

[00:28:57] 60 geworden,

[00:28:58] also ich habe mein Leben

[00:28:58] lang mich nicht so

[00:28:59] verstanden,

[00:29:01] aber ich würde sagen,

[00:29:03] es ist eine poetische

[00:29:04] Arbeit.

[00:29:04] Das klingt weniger

[00:29:06] belastet,

[00:29:06] das klingt vielleicht

[00:29:07] für manche noch

[00:29:07] belasteter,

[00:29:08] aber zumindest

[00:29:09] war es das Ziel.

[00:29:10] Was es ist,

[00:29:11] weiß man ja selber

[00:29:11] am wenigsten,

[00:29:12] das müssen eh die

[00:29:12] Leute sagen,

[00:29:14] die es anschauen.

[00:29:14] Mein Eindruck ist,

[00:29:15] dass es ein poetischer

[00:29:16] Versuch ist,

[00:29:17] durchaus im Modus

[00:29:18] des Essays,

[00:29:19] aber die schönsten

[00:29:20] und tollsten Essays,

[00:29:21] die ich kenne,

[00:29:23] sind Texte,

[00:29:24] im Übrigen auch

[00:29:25] filmischen Essays,

[00:29:26] die ich kenne,

[00:29:26] sind Texte oder Filme,

[00:29:28] die einen faktischen

[00:29:30] und einen belastbaren

[00:29:32] Wissensgehalt

[00:29:33] transportieren,

[00:29:34] aber das in einer

[00:29:36] Weise tun,

[00:29:36] die einer

[00:29:37] individuellen,

[00:29:38] persönlichen,

[00:29:39] vielleicht auch

[00:29:40] seltsamen

[00:29:42] Gespinstlogik

[00:29:43] entspricht,

[00:29:44] die ein Mensch

[00:29:44] im Kopf hat.

[00:29:45] Und das ist es sicher

[00:29:46] ein Gespinst

[00:29:47] von mir

[00:29:47] und zugleich

[00:29:49] würde ich darauf

[00:29:49] beharren,

[00:29:50] dass dieses Gespinst

[00:29:51] auf alles,

[00:29:53] was es benennt,

[00:29:54] an Orten,

[00:29:55] an Fakten,

[00:29:55] an Geschehnissen,

[00:29:56] an Traditionen,

[00:29:58] an Vorkommnissen,

[00:30:00] an Werktiteln,

[00:30:02] sind faktisch

[00:30:04] beweisbare

[00:30:04] Dinge.

[00:30:05] Aber natürlich

[00:30:06] kommt dazu,

[00:30:06] Thesen oder

[00:30:07] bestimmte Ideen

[00:30:09] oder Assoziationen

[00:30:10] oder Vorschläge

[00:30:11] oder ein

[00:30:12] Fingerschnippen,

[00:30:13] das die

[00:30:14] Betrachter

[00:30:15] dazu einladen

[00:30:16] kann,

[00:30:17] im Rhythmus

[00:30:18] so eines

[00:30:18] Fingerschnippens

[00:30:19] vielleicht auch

[00:30:19] andere,

[00:30:20] wenn sie dann

[00:30:21] später kulturelle

[00:30:22] Werke oder

[00:30:22] Fernschauen

[00:30:23] oder was lesen,

[00:30:24] sich manchmal

[00:30:25] auch jenseits

[00:30:26] der eingeübten

[00:30:28] Assoziationskategorien

[00:30:29] und Kasteln

[00:30:29] und Laden,

[00:30:30] in denen alles

[00:30:31] fein säuberlich

[00:30:31] abgelegt ist,

[00:30:33] quer von einer

[00:30:34] Lade in die

[00:30:34] andere zu schauen

[00:30:35] und wo die Dinge

[00:30:37] zusammenstoßen,

[00:30:37] zusammenhängen könnten

[00:30:38] und sei es nur,

[00:30:39] dass sie durch

[00:30:40] das Interesse der

[00:30:42] Einzelpersonen,

[00:30:43] durch die Biografie

[00:30:44] der Einzelpersonen

[00:30:45] zusammenhängen,

[00:30:46] wie in meinem Fall

[00:30:46] halt Gerd Wessig

[00:30:47] und Henry Fonda,

[00:30:49] das ist deswegen

[00:30:49] nicht illegitim,

[00:30:51] auch wenn es nie

[00:30:52] behaupten würde,

[00:30:52] eine wissenschaftliche

[00:30:53] Basis zu haben.

[00:30:55] Aber das meinte ich

[00:30:56] mit so einem

[00:30:56] poetischen Modus

[00:30:58] vielleicht,

[00:30:58] den wir da zu dritt

[00:30:59] schon angestrebt haben,

[00:31:00] neben aller

[00:31:02] harten,

[00:31:03] materiellen,

[00:31:04] konkreten,

[00:31:05] pragmatischen Arbeit,

[00:31:06] die notwendig ist,

[00:31:07] um an dem Ort

[00:31:07] drehen zu können,

[00:31:08] um einen

[00:31:09] irrsinnig netten

[00:31:10] Hauerer in der

[00:31:11] Air Force Base

[00:31:12] zu finden,

[00:31:13] der,

[00:31:13] obwohl er

[00:31:14] eigentlich nicht darf,

[00:31:15] mit uns da

[00:31:16] ein paar hundert

[00:31:16] Meter ins

[00:31:17] Erdinnere geht,

[00:31:18] um uns den

[00:31:18] leeren,

[00:31:19] quasi

[00:31:21] gespenstischen

[00:31:21] Ort zu zeigen,

[00:31:22] an dem einstmals

[00:31:23] im Kalten Krieg

[00:31:24] die

[00:31:25] Kommandozentrale

[00:31:26] dieser

[00:31:26] Air Force Base

[00:31:27] war,

[00:31:27] die wiederum

[00:31:28] in einem

[00:31:29] Fonda-Film

[00:31:29] eine wichtige

[00:31:30] Rolle spielt.

[00:31:31] Das heißt,

[00:31:32] man muss auch

[00:31:32] mit Menschen

[00:31:33] eine gewisse

[00:31:35] Dynamik entwickeln

[00:31:36] oder ein

[00:31:37] Verhältnis entwickeln,

[00:31:38] dass sie einem,

[00:31:39] obwohl man ein bisschen

[00:31:40] dahergelaufen,

[00:31:41] drei Hanseln aus

[00:31:41] Österreich kommen

[00:31:42] da in die USA

[00:31:44] und sagen,

[00:31:44] sie machen einen Film

[00:31:45] über Henry Fonda

[00:31:46] und warum es notwendig

[00:31:47] ist, hier oder dort

[00:31:48] oder dort zu filmen,

[00:31:50] dann brauchst du halt

[00:31:51] Leute auch,

[00:31:52] die das mit einer

[00:31:52] gewissen Offenheit

[00:31:54] dir zuhören

[00:31:55] und sagen,

[00:31:56] das schaffen wir

[00:31:57] schon irgendwie.

[00:31:57] In dem Fall war es

[00:31:58] wirklich so,

[00:31:58] dass der Presse-

[00:31:59] und PR-Office

[00:32:00] der Air Force Base

[00:32:01] in Omaha

[00:32:02] gesagt hat,

[00:32:03] wir müssen,

[00:32:03] eigentlich müssen wir

[00:32:04] jetzt schreiben

[00:32:05] an das Media Center

[00:32:06] der US Air Force

[00:32:07] in Kalifornien,

[00:32:08] was wir auch taten.

[00:32:10] Regina hat mit

[00:32:10] denen korrespondiert

[00:32:11] und die haben uns

[00:32:12] klipp und klar

[00:32:12] wissen lassen,

[00:32:13] dass sie üblicherweise

[00:32:14] mit Tom Cruise

[00:32:15] zusammenarbeiten,

[00:32:16] wenn es um

[00:32:16] Top Gun Maverick geht.

[00:32:17] Die sind dafür da,

[00:32:18] das Kino und das

[00:32:20] Film schaffen

[00:32:20] zu unterstützen,

[00:32:21] wenn umgekehrt

[00:32:22] dieses Film schaffen

[00:32:23] die Praises

[00:32:24] auf der US Air Force

[00:32:26] singt.

[00:32:27] Die sind nicht

[00:32:27] für uns zuständig.

[00:32:28] Sorry,

[00:32:29] wir können nichts tun.

[00:32:30] Das haben wir halt

[00:32:31] diesem netten

[00:32:31] Ryan Hansen

[00:32:32] wieder kommuniziert

[00:32:33] und der hat gesagt,

[00:32:34] na kommt es trotzdem,

[00:32:35] wir finden schon

[00:32:35] irgendeinen Weg,

[00:32:36] so ungefähr.

[00:32:37] Und so war es dann auch.

[00:32:39] Aber ist diese poetische

[00:32:40] Annäherung an Fakten

[00:32:42] nicht vielleicht genau

[00:32:44] die Vision,

[00:32:45] wie Kommunikation

[00:32:45] in Zukunft ausschauen muss?

[00:32:47] Weil wir entwickeln uns

[00:32:48] doch weg von dem

[00:32:48] klassischen Wissen

[00:32:49] auswendig lernen,

[00:32:50] weil das kann

[00:32:51] inzwischen ja

[00:32:52] Gott sei Dank jeder

[00:32:53] übers Handy

[00:32:53] und über alles

[00:32:54] nutzbar machen.

[00:32:56] Sollten wir nicht eben

[00:32:57] diese sinnlichen Qualitäten

[00:32:59] nach vorne stellen

[00:33:00] und das als echtes Wissen

[00:33:02] und als Wissenstransfer

[00:33:03] und vor allem

[00:33:04] als Bildungsinstrument

[00:33:05] nützen lernen?

[00:33:05] Solange man dabei

[00:33:06] das Wissen

[00:33:07] nicht für irrelevant

[00:33:09] erklärt,

[00:33:10] weil das ist das Problem

[00:33:11] mit dem ganzen Gerede

[00:33:12] von alternativen Fakten

[00:33:13] und jeder baut sich

[00:33:14] seine eigene Wahrheit

[00:33:15] zusammen

[00:33:15] und jede Wahrheit

[00:33:16] ist gleich viel wert.

[00:33:17] In diese Art

[00:33:18] von Relativismus

[00:33:19] sollte die

[00:33:20] Zivilisation

[00:33:21] nicht rutschen,

[00:33:22] weil dann geht es

[00:33:23] schnell zu Ende.

[00:33:24] Das heißt,

[00:33:24] wie kann man,

[00:33:25] um die Frage

[00:33:27] aufzugreifen

[00:33:27] oder ich stimme dem zu,

[00:33:29] wie kann man

[00:33:29] die Wissensbestände,

[00:33:30] die die Menschheit

[00:33:31] sich angeeignet hat

[00:33:33] oder kumuliert hat,

[00:33:36] bewahren,

[00:33:37] ohne ein altes

[00:33:38] Modell

[00:33:39] der bürgerlichen

[00:33:41] Schulbildung

[00:33:42] des 19. Jahrhunderts

[00:33:43] im Sinne eben

[00:33:43] des auswendig Lernens

[00:33:45] und so weiterzutragen,

[00:33:46] weil das relativ

[00:33:47] fruchtlos geworden ist.

[00:33:49] Im Grunde geht es darum,

[00:33:50] wie kann man neue Formen

[00:33:51] der Kommunikation

[00:33:52] von Wissen entwickeln

[00:33:53] und ich muss sagen,

[00:33:55] wenn man Historikerinnen

[00:33:57] und Historikern

[00:33:57] und den großen Namen

[00:33:59] der Geschichtsforschung

[00:34:00] oder der Leute,

[00:34:02] die über Geschichte

[00:34:03] geschrieben haben,

[00:34:03] zuhört oder das liest,

[00:34:05] John da Gombrich

[00:34:06] in den 30er Jahren

[00:34:07] als junger Mann,

[00:34:08] der eine Weltgeschichte

[00:34:09] für junge Leser

[00:34:10] verfasst hat,

[00:34:11] bevor er dann

[00:34:12] Kunsthistoriker wurde,

[00:34:14] schreibt das ein

[00:34:15] oder vermittelt einem

[00:34:16] dass eine schlecht

[00:34:17] geschriebene Darstellung

[00:34:19] der Weltgeschichte,

[00:34:20] heute würde man,

[00:34:21] die Fachhistoriker

[00:34:22] würden sagen,

[00:34:23] welcher abstruse Gedanke

[00:34:25] auf 300 Seiten

[00:34:26] die Weltgeschichte

[00:34:26] der Menschheit zu fassen.

[00:34:28] Aber ich fand

[00:34:28] den Gedanken großartig,

[00:34:31] der wurde von einem,

[00:34:32] ich glaube vom

[00:34:32] Scholner Verlag

[00:34:33] oder ich weiß nicht,

[00:34:33] wer der Verlag war

[00:34:34] in Wien gefragt,

[00:34:36] schnell,

[00:34:37] wir haben nicht viel Zeit,

[00:34:37] ein Autor ist uns ausgefallen,

[00:34:39] wir brauchen was

[00:34:39] fürs junge Publikum

[00:34:40] und der hat sich einfach

[00:34:41] dieser Aufgabe gestellt,

[00:34:42] die eben von der offiziellen Disziplin

[00:34:45] als unlösbar gilt.

[00:34:46] Aber er sagt,

[00:34:48] eine solche Arbeit

[00:34:49] ist sinnlos

[00:34:50] und wird zu nichts führen,

[00:34:51] wenn es nicht ein gutgeschriebenes

[00:34:52] und mit gewissem Witz

[00:34:54] und mit Eleganz

[00:34:55] geschriebenes Buch ist.

[00:34:56] Das heißt,

[00:34:57] auch die

[00:34:58] geschichtsschreibenden Menschen

[00:34:59] wissen in Wahrheit,

[00:35:02] behaupte ich jetzt mal,

[00:35:04] dass ein

[00:35:05] poetisches Talent,

[00:35:07] ein erzählerisches Talent,

[00:35:08] das Talent,

[00:35:09] mit Dinge so

[00:35:10] vor dem inneren Auge

[00:35:12] der Leser

[00:35:12] erstehen zu lassen,

[00:35:14] dass Bilder von Geschichte

[00:35:15] auch wirklich möglich werden,

[00:35:17] dass das

[00:35:18] zu den

[00:35:19] Fähigkeiten,

[00:35:20] zu den Talenten,

[00:35:21] zur Ausstattung

[00:35:22] historisch arbeitender

[00:35:23] Menschen gehört

[00:35:24] und in dem Sinn

[00:35:25] glaube ich,

[00:35:26] also das wissen wir eigentlich,

[00:35:27] wenn wir ehrlich sind,

[00:35:28] alle,

[00:35:29] wenn wir

[00:35:29] geschichtlich orientierte

[00:35:31] Filme,

[00:35:31] geschichtlich orientierte

[00:35:32] Theaterstücke

[00:35:33] und Bücher

[00:35:34] und Essays

[00:35:35] lesen,

[00:35:36] dann tun wir das lieber

[00:35:37] im Angesicht von

[00:35:39] Autorinnen und Autoren,

[00:35:40] die uns einen Spark,

[00:35:42] ein Pritzeln

[00:35:43] verschaffen

[00:35:44] bei der Lektüre

[00:35:45] und dadurch

[00:35:46] auch auf andere

[00:35:47] Weisen kommen lassen,

[00:35:49] wie man mit so

[00:35:50] Geschichtsfakten,

[00:35:51] Geschichtswissen

[00:35:51] umgehen kann

[00:35:52] und das,

[00:35:53] also in dem Sinn

[00:35:54] würde ich das

[00:35:54] bejahen natürlich,

[00:35:56] ohne dass ich damit meine,

[00:35:58] man soll die

[00:35:58] universitäre

[00:35:59] akademische Disziplin

[00:36:00] der Geschichtswissenschaft

[00:36:01] abschaffen,

[00:36:02] das ist schon okay,

[00:36:03] dass das gibt

[00:36:04] und dass weiterhin

[00:36:05] Menschen Geschichte

[00:36:05] studieren können,

[00:36:06] ich kenne mich

[00:36:07] zu wenig aus,

[00:36:08] wie das auf den

[00:36:09] Universitäten

[00:36:09] gehandhabt wird,

[00:36:10] aber es wäre gut,

[00:36:11] wenn auch dieses,

[00:36:12] sagen wir mal,

[00:36:14] freiere,

[00:36:14] poetischere

[00:36:16] Hantieren mit

[00:36:17] geschichtlichem

[00:36:17] Material gelehrt

[00:36:19] würde,

[00:36:19] weil das dann

[00:36:21] die Schnittstelle

[00:36:21] zur breiteren

[00:36:22] Öffentlichkeit wird

[00:36:23] und man weiß ja,

[00:36:24] ich bin sehr skeptisch

[00:36:26] dem

[00:36:26] Geschichtsfernsehen

[00:36:27] gegenüber

[00:36:27] und diesen

[00:36:28] Arten der

[00:36:29] Wissensvermittlung,

[00:36:30] wie sie die

[00:36:30] modernen

[00:36:31] Massenmedien

[00:36:32] betreiben,

[00:36:33] andererseits

[00:36:33] braucht es

[00:36:34] vielleicht bessere,

[00:36:35] klügere Formen,

[00:36:36] das zu tun

[00:36:37] in einer

[00:36:37] nicht akademischen

[00:36:39] Form

[00:36:39] und ja,

[00:36:40] ich lasse mich

[00:36:41] gern in diesen

[00:36:42] Sektor oder in

[00:36:43] dieses Segment

[00:36:43] mit diesem

[00:36:44] Film einordnen.

[00:36:46] Du hast schon

[00:36:47] von Graves of Wrath

[00:36:48] gesprochen,

[00:36:49] ganz wenige

[00:36:51] amerikanische

[00:36:52] Filme

[00:36:53] sind trotz

[00:36:55] ihrer

[00:36:55] Amerika-Kritik,

[00:36:57] wie er ja in

[00:36:58] Graves of Wrath

[00:36:59] halt ganz,

[00:36:59] ganz deutlich

[00:37:00] drinnen steckt,

[00:37:01] wie sie drinnen

[00:37:01] steckt,

[00:37:02] populär

[00:37:03] geworden.

[00:37:04] Warum ist das

[00:37:05] so,

[00:37:05] aus deiner Sicht?

[00:37:07] Das hat bei jedem

[00:37:09] einzelnen Fall und Film

[00:37:10] wahrscheinlich eine

[00:37:11] Vielzahl von Gründen.

[00:37:12] Die zwei Hauptgründe,

[00:37:13] die ich glaube,

[00:37:14] die man auf die meisten

[00:37:15] solcher Fälle

[00:37:16] anwenden kann,

[00:37:17] ist, dass sie

[00:37:18] erstens als Filme,

[00:37:19] ganz einmal unabhängig

[00:37:21] von weltanschaulichen

[00:37:22] Gehalten,

[00:37:23] als Filme

[00:37:24] eine Kraft

[00:37:25] und eine Qualität

[00:37:26] in der Mache

[00:37:27] quasi haben

[00:37:28] müssen,

[00:37:32] Gäte im Publikum

[00:37:33] zu erreichen

[00:37:34] und das Zweite

[00:37:35] ist aber auch,

[00:37:36] dass die,

[00:37:36] sagt meistens

[00:37:37] Zeitgeist dazu,

[00:37:39] dass die

[00:37:41] Umgebungsumstände,

[00:37:42] auf welche Welt

[00:37:43] trifft dieser Film?

[00:37:44] Im Falle von

[00:37:45] Graves of Wrath

[00:37:46] im, was weiß ich,

[00:37:47] Frühjahr 1940,

[00:37:48] im Fall von

[00:37:50] All the Presidents

[00:37:50] Men,

[00:37:51] der Watergate-Film,

[00:37:53] wo Robert Redford

[00:37:53] und Dustin Hoffman

[00:37:54] die beiden Reporter

[00:37:56] Woodward und Bernstein

[00:37:57] spielen,

[00:37:58] die den ganzen

[00:37:58] Watergate-Skandal

[00:37:59] aufdeckten

[00:38:01] und der war 1976,

[00:38:03] sage ich jetzt mal,

[00:38:04] der kommt raus,

[00:38:05] genau nach dem

[00:38:06] Ende der Nixon-Ära,

[00:38:07] der neue Präsident

[00:38:09] Jimmy Carter

[00:38:10] ist zwar noch nicht

[00:38:10] gewählt,

[00:38:11] aber schon im

[00:38:11] Anrollen,

[00:38:13] diese,

[00:38:13] wie soll man das

[00:38:14] sagen,

[00:38:15] ich verwende diesen

[00:38:16] Begriff,

[00:38:16] den ich selber

[00:38:17] im Film auch

[00:38:17] verwende und den

[00:38:18] Norman Mailer

[00:38:18] geprägt hat in der

[00:38:20] Beobachtung der

[00:38:21] John F. Kennedy

[00:38:22] Wahlkampagne,

[00:38:23] der Begriff des

[00:38:23] Dream Life.

[00:38:24] Was geht in den

[00:38:26] Köpfen der Menschen

[00:38:27] vor, in der

[00:38:27] Gesellschaft vor,

[00:38:28] auf so einer

[00:38:29] ein bisschen

[00:38:29] unterschwelligeren

[00:38:30] Ebene,

[00:38:31] also nicht die

[00:38:33] offensichtlichen

[00:38:33] Fakten,

[00:38:34] sondern was für

[00:38:35] Strömungen,

[00:38:35] was für

[00:38:37] Emotionen

[00:38:37] ziehen sich gerade

[00:38:39] durch eine

[00:38:39] Gesellschaft und

[00:38:40] wenn diese

[00:38:41] Situation oder

[00:38:42] Konstellation

[00:38:43] günstig ist,

[00:38:43] zum Beispiel man hat

[00:38:44] den Krieg jetzt

[00:38:45] satt,

[00:38:45] man will endlich

[00:38:46] nichts mehr,

[00:38:47] dann kann ein

[00:38:48] Film, der das

[00:38:49] formuliert,

[00:38:50] eine gewisse

[00:38:51] Echo,

[00:38:52] also darum,

[00:38:52] ich glaube auch,

[00:38:53] dass Apocalypse Now

[00:38:55] oder Coming Home,

[00:38:56] also diese erste

[00:38:56] Welle von

[00:38:58] Vietnamkriegsbezogenen

[00:38:59] Filmen,

[00:39:00] Ende der 70er Jahre

[00:39:01] in den USA,

[00:39:02] trafen natürlich auf

[00:39:03] ein Publikum,

[00:39:04] das dazu bereit war

[00:39:05] und das gleiche gilt

[00:39:06] für Grapes of Wrath,

[00:39:07] nach den,

[00:39:08] die Depression

[00:39:09] oder die

[00:39:10] Wirtschaftskrise

[00:39:10] und ihre Folgen

[00:39:11] zog sich ja

[00:39:12] relativ lange

[00:39:13] durch die

[00:39:14] 1930er Jahre

[00:39:15] hindurch

[00:39:15] und die

[00:39:16] Linke

[00:39:17] oder

[00:39:17] war nie so

[00:39:19] stark

[00:39:19] oder

[00:39:19] die Idee

[00:39:21] einer

[00:39:22] Volksfront

[00:39:22] oder einer

[00:39:23] Zusammenarbeit

[00:39:24] zwischen

[00:39:25] heute würde man

[00:39:26] sagen

[00:39:26] sozialdemokratischen,

[00:39:27] kommunistischen

[00:39:28] und anarchistischen

[00:39:30] vielleicht sogar

[00:39:30] Kräften,

[00:39:31] dieses Potenzial

[00:39:32] war nie so

[00:39:33] stark wie in den

[00:39:33] 30er Jahren

[00:39:34] und auch

[00:39:35] Fonda und Ford,

[00:39:36] Ford ist später

[00:39:37] eher ein Reaktionär

[00:39:38] oder ein Konservativer

[00:39:39] geworden,

[00:39:40] aber damals

[00:39:41] waren auch

[00:39:41] Leute,

[00:39:42] denen man es

[00:39:43] heute nicht mehr

[00:39:43] so zutrauen

[00:39:44] würde,

[00:39:45] sehr bewegt

[00:39:46] von dem,

[00:39:48] weil die

[00:39:48] Verbrechen

[00:39:48] des Stalinismus

[00:39:49] noch nicht

[00:39:49] so präsent

[00:39:50] waren,

[00:39:51] der Spanische

[00:39:51] Bürgerkrieg

[00:39:52] war eine

[00:39:52] wichtige

[00:39:53] Auslöser,

[00:39:54] Hemingway

[00:39:54] ging dorthin,

[00:39:55] also viele

[00:39:56] amerikanische

[00:39:56] Intellektuelle

[00:39:57] beteiligten

[00:39:58] sich

[00:39:58] entweder

[00:39:59] physisch

[00:40:00] am

[00:40:00] Spanischen

[00:40:01] Bürgerkrieg

[00:40:02] oder an

[00:40:02] der

[00:40:02] Debatte

[00:40:03] darüber.

[00:40:03] Die

[00:40:04] Debatten

[00:40:04] der

[00:40:05] 30er Jahre

[00:40:05] haben

[00:40:06] nicht nur

[00:40:07] für

[00:40:07] John Steinbeck

[00:40:08] den Boden

[00:40:09] geliefert,

[00:40:10] diesen Roman

[00:40:10] zu schreiben

[00:40:11] und das

[00:40:12] Sichtbar

[00:40:12] werden

[00:40:13] eines

[00:40:13] Auseinanderklaffens

[00:40:15] des Lebens

[00:40:16] der

[00:40:21] amerikanischen

[00:40:21] Migranten,

[00:40:22] dieser sogenannten

[00:40:22] Okies,

[00:40:23] die da ihr

[00:40:24] Hab und Gut

[00:40:24] und alles

[00:40:25] verloren haben,

[00:40:26] in Oklahoma

[00:40:26] zum Beispiel

[00:40:27] und alle

[00:40:28] nach Kalifornien

[00:40:29] zogen,

[00:40:30] um dort ein

[00:40:30] besseres Leben

[00:40:31] zu finden.

[00:40:32] Die Probleme,

[00:40:33] die damit einhergingen

[00:40:34] und die Art,

[00:40:35] wie die behandelt

[00:40:35] wurden teilweise,

[00:40:36] das war schon

[00:40:37] in der Öffentlichkeit,

[00:40:38] in der Amerikanischen

[00:40:39] ein sehr spürbares

[00:40:41] Thema und der Roman

[00:40:42] von Steinbeck hat

[00:40:42] es wirklich auf den

[00:40:43] Punkt gebracht

[00:40:44] und ist sofort

[00:40:45] ein Bestseller

[00:40:45] geworden

[00:40:46] und die

[00:40:47] 20th Century Fox

[00:40:48] war smart genug

[00:40:49] oder hat

[00:40:50] mehr Geld

[00:40:50] ausgegeben

[00:40:51] als die

[00:40:51] anderen Studios

[00:40:52] um die Rechte

[00:40:53] zu erwerben

[00:40:53] und ist schon

[00:40:54] weniger als

[00:40:55] ein Jahr

[00:40:55] später

[00:40:56] mit der

[00:40:57] Verfilmung

[00:40:57] da gewesen

[00:40:58] und hat

[00:40:58] mit Ford

[00:40:59] als Regisseur,

[00:41:00] Founder

[00:41:01] als Hauptdarsteller

[00:41:01] und allen

[00:41:02] möglichen

[00:41:03] anderen

[00:41:03] kreativen

[00:41:04] Entscheidungen

[00:41:05] auch die

[00:41:06] richtige Wahl

[00:41:07] getroffen

[00:41:07] und damit

[00:41:09] traf der Film

[00:41:09] noch vor

[00:41:10] Kriegseintritt.

[00:41:11] Ich glaube,

[00:41:12] wenn aus irgendeinem

[00:41:12] Grund der

[00:41:13] Zweite Weltkrieg

[00:41:14] aus US-Sicht

[00:41:15] wohlgemerkt

[00:41:15] früher beginnt,

[00:41:17] nämlich nicht erst

[00:41:17] durch Pearl Harbor

[00:41:18] im 7. Dezember

[00:41:19] 1941,

[00:41:20] sondern schon früher,

[00:41:21] dann trifft auch

[00:41:22] der Film

[00:41:22] Graves of Wrath

[00:41:23] auf eine andere Welt,

[00:41:24] aber im ersten

[00:41:26] Halbjahr 1940

[00:41:27] traf der noch

[00:41:28] auf diese

[00:41:29] Nachwehen

[00:41:30] und auf dieses

[00:41:30] Gefühl,

[00:41:31] es ist irgendwas

[00:41:32] mit unserer

[00:41:32] Demokratie

[00:41:33] und mit unserem

[00:41:34] Kapitalismus

[00:41:34] doch nicht ganz

[00:41:35] in Ordnung.

[00:41:36] Das ist nicht

[00:41:37] so oft,

[00:41:38] dass das

[00:41:39] die dominante

[00:41:39] Stimmung

[00:41:40] in den USA

[00:41:40] ist,

[00:41:41] aber in der

[00:41:42] zweiten Hälfte

[00:41:42] der 30er Jahre

[00:41:43] war das,

[00:41:44] also in Deutschland

[00:41:45] ist der Nationalsozialismus

[00:41:46] stark geworden,

[00:41:47] die kriegen mit,

[00:41:48] wie die Demokratie

[00:41:49] überall zusammenbricht,

[00:41:51] Italien,

[00:41:51] Spanien und so weiter,

[00:41:52] spanischer Bürgerkrieg

[00:41:53] geht ja auch

[00:41:53] gegen die demokratisch

[00:41:55] gesinnten Kräfte aus

[00:41:56] und die Amerikaner

[00:41:57] fragen sich,

[00:41:58] okay,

[00:41:59] wo geht es denn

[00:41:59] eigentlich mit

[00:41:59] unserer Demokratie

[00:42:00] hin,

[00:42:01] auch bei denen

[00:42:02] gab es

[00:42:02] faschistische

[00:42:03] Vereinigungen,

[00:42:04] auch dort gab es

[00:42:04] viele Menschen,

[00:42:05] die gesagt haben,

[00:42:05] wir brauchten so

[00:42:06] einen starken Führer

[00:42:07] wie den

[00:42:07] Mussolini,

[00:42:08] der Mussolini

[00:42:09] hat Hollywood

[00:42:09] besucht,

[00:42:10] die Leni Riefenstahl

[00:42:11] hat Hollywood

[00:42:11] besucht,

[00:42:12] die wollten werben

[00:42:12] in Hollywood

[00:42:14] für diese

[00:42:15] autoritären Modelle

[00:42:16] aus Europa

[00:42:17] und Fonda war unter

[00:42:18] jenen,

[00:42:19] die in Hollywood

[00:42:19] demonstriert haben,

[00:42:21] als der Mussolini

[00:42:22] ist Sohn

[00:42:22] und als diese

[00:42:23] Versuche da

[00:42:24] aus Europa

[00:42:25] kamen,

[00:42:26] also die Frage,

[00:42:27] wo geht es mit

[00:42:27] unserer Demokratie

[00:42:28] hin und ist unser

[00:42:29] Kapitalismus wirklich

[00:42:30] das bestmögliche

[00:42:31] Modell,

[00:42:32] die war heiß

[00:42:33] und der Roman

[00:42:34] und der Film

[00:42:35] haben meine Antwort,

[00:42:36] eine sehr klare

[00:42:37] und filmisch

[00:42:38] bezwingende

[00:42:39] Antwort dazu gegeben.

[00:42:40] Da sind wir ja auch

[00:42:41] bei einem Hauptstrang

[00:42:42] ihrer Arbeit,

[00:42:43] der Wechselwirkung

[00:42:45] von Film

[00:42:45] und sogenannter

[00:42:46] Wirklichkeit.

[00:42:47] Ganz stark erkennbar

[00:42:48] am Ronald Reagan,

[00:42:49] war das jetzt

[00:42:50] Inszenierung,

[00:42:51] waren seine Auftritte

[00:42:52] und seine Reden

[00:42:53] authentisch oder

[00:42:54] waren das

[00:42:54] schauspielerische

[00:42:55] Darstellungen

[00:42:56] und das führt uns

[00:42:57] natürlich auch zum

[00:42:58] Gegenwartsbezug.

[00:42:59] Nona,

[00:43:00] Trump liegt in der Luft,

[00:43:01] wenn man sich den

[00:43:01] ganzen Film anschaut.

[00:43:03] Inwiefern war denn

[00:43:04] das auch als ein

[00:43:05] Film mit

[00:43:06] Gegenwartsbezug

[00:43:07] gedacht?

[00:43:08] Ist das per Exident

[00:43:09] passiert oder war das

[00:43:11] mit eine Idee

[00:43:12] hinter dem ganzen Stück?

[00:43:14] Es sollte ein Film

[00:43:15] mit Gegenwartsbezug

[00:43:16] sein unbedingt.

[00:43:18] Also ich denke,

[00:43:18] jeder Film,

[00:43:19] ob er will oder nicht,

[00:43:20] trifft Aussagen

[00:43:21] über die

[00:43:23] Epoche,

[00:43:23] die Zeit,

[00:43:24] die gesellschaftlichen

[00:43:25] Konstellationen,

[00:43:26] in denen er entsteht.

[00:43:27] Ich bin dafür,

[00:43:28] dass man bewusst

[00:43:29] darüber nachdenkt

[00:43:30] und meine Entscheidung

[00:43:31] war,

[00:43:32] dass der

[00:43:33] Gegenwartsbezug

[00:43:34] des Films

[00:43:34] nicht über

[00:43:35] die

[00:43:36] explizite,

[00:43:38] Auseinandersetzung

[00:43:38] mit oder Debatte

[00:43:40] über die aktuellen

[00:43:41] Schlagzeilen,

[00:43:42] über die Trump-Ära zum

[00:43:43] Beispiel oder die

[00:43:43] Joe-Biden-Ära

[00:43:44] erfolgen sollte.

[00:43:45] Aber die Entscheidung,

[00:43:47] in die USA zu fahren

[00:43:48] und dort zu drehen,

[00:43:49] war dadurch motiviert,

[00:43:51] auch wenn wir nicht

[00:43:52] im ursprünglichen

[00:43:54] oder im

[00:43:54] oberflächlichen Sinne

[00:43:55] politisches

[00:43:56] Geschehen

[00:43:56] gefilmt haben,

[00:43:57] sondern eher so

[00:43:58] seltsame Tatorte

[00:43:59] oder Orte,

[00:44:00] die mit

[00:44:01] Geschichte

[00:44:02] und Filmgeschichte

[00:44:03] und von der

[00:44:04] Filmgeschichte,

[00:44:05] mit von der

[00:44:06] Biografie

[00:44:06] und seinen

[00:44:07] Vorfahren

[00:44:07] einen Bezug

[00:44:08] haben.

[00:44:08] Ich wollte

[00:44:09] einfach,

[00:44:09] dass es

[00:44:10] sowas gibt

[00:44:10] wie zumindest

[00:44:11] ein Drittel

[00:44:12] des Films,

[00:44:13] das dieses

[00:44:14] Bild der

[00:44:15] USA heute

[00:44:16] mitträgt.

[00:44:17] Und ich

[00:44:18] wusste,

[00:44:18] dass die

[00:44:19] Dinge,

[00:44:19] die wir

[00:44:20] thematisieren

[00:44:20] aus der

[00:44:21] Geschichte,

[00:44:22] die Fragen

[00:44:22] der Demokratie,

[00:44:23] die Fragen

[00:44:23] von Selbstjustiz

[00:44:25] versus

[00:44:25] Rechtsstaat,

[00:44:26] die Erfahrungen,

[00:44:27] die Fonda

[00:44:27] gemacht hat,

[00:44:28] auch die

[00:44:29] Geschlechterdynamik

[00:44:30] in Fondas

[00:44:31] Leben und

[00:44:31] seinen fünf

[00:44:32] Ehen,

[00:44:32] der Generationskonflikt

[00:44:34] zwischen ihm

[00:44:34] und seinen

[00:44:35] Kindern,

[00:44:36] der sich

[00:44:36] heute

[00:44:37] zwischen,

[00:44:37] sagen wir mal,

[00:44:39] Boomer-Linken

[00:44:39] und ihren

[00:44:40] Woken-Linken

[00:44:41] Kindern und Enkeln

[00:44:42] wahrscheinlich ziemlich ähnlich

[00:44:43] abspielt wie damals

[00:44:44] zwischen Henry Fonda

[00:44:45] und Jane

[00:44:46] und Peter

[00:44:47] Fonda.

[00:44:48] So vieles

[00:44:49] von dem,

[00:44:49] was ich schon wusste,

[00:44:50] was das Material

[00:44:50] des Films ist,

[00:44:51] würde wieder heilen

[00:44:52] in der Gegenwart,

[00:44:53] ohne dass ich sagen

[00:44:54] muss,

[00:44:55] schaut her,

[00:44:56] das ist jetzt

[00:44:56] wie heute.

[00:44:57] Aber es sollte

[00:44:58] diesen Heilraum

[00:44:59] der gegenwärtigen

[00:45:00] USA geben

[00:45:01] und ich hoffte

[00:45:02] halt,

[00:45:03] dass das Publikum

[00:45:04] dieses Stück weit

[00:45:05] eigener Arbeit

[00:45:07] mitmacht,

[00:45:08] weil es genug,

[00:45:08] wie soll ich sagen,

[00:45:09] vorgeschlagene Pfade

[00:45:11] gibt

[00:45:11] und Begriffe gibt

[00:45:13] und Einsichten gibt,

[00:45:15] die man da

[00:45:16] anstellen kann,

[00:45:17] dass uns dann noch

[00:45:18] ein Trump-Imitator

[00:45:20] mit einer Trump-Maske

[00:45:21] am Times Square

[00:45:22] vor die Kamera rennt,

[00:45:23] ist natürlich

[00:45:24] nicht planbar gewesen.

[00:45:26] Und planbar war auch

[00:45:27] nicht,

[00:45:27] dass Trump Präsident

[00:45:28] wird nochmal,

[00:45:29] aber das finde ich

[00:45:30] ja den größten,

[00:45:31] wenn ich nur kurz,

[00:45:32] das finde ich ja

[00:45:32] den besten,

[00:45:33] also die größte Resonanz

[00:45:34] oder wenn du vom

[00:45:35] Heilraum sprichst,

[00:45:36] weil mit Reagan

[00:45:37] könnte man flapsig sagen,

[00:45:39] ist der falsche Schauspieler

[00:45:40] eben nicht Henry Fonda,

[00:45:41] sondern Reagan

[00:45:42] ist damals Präsident

[00:45:43] geworden und mit Trump

[00:45:44] ist jetzt ein im Wesentlichen

[00:45:46] gescheiterter Immobilienunternehmer,

[00:45:48] der sich selbst

[00:45:48] als Reality-Fernsehstar

[00:45:50] neu erfunden hat,

[00:45:51] Präsident geworden,

[00:45:52] also mit den ganzen

[00:45:53] anderen Implikationen.

[00:45:54] Aber das finde ich ja

[00:45:55] wirklich die schönste Parallele

[00:45:57] und noch dazu ist das

[00:45:58] sehr früh auch,

[00:45:59] zu Beginn in deinem Film,

[00:46:00] man hat das sofort,

[00:46:01] finde ich,

[00:46:01] wenn man in dieser Zeit

[00:46:02] sich das anschaut,

[00:46:03] hat man sofort eigentlich

[00:46:04] die Trump-Parallele im Kopf.

[00:46:06] Und die ist auch,

[00:46:07] also wegen der Frage,

[00:46:08] der Film endet zwar,

[00:46:09] das war mein Ziel,

[00:46:10] der Film endet gewissermaßen

[00:46:12] 1982,

[00:46:13] Fonda stirbt

[00:46:14] und Reagans Amtszeit

[00:46:16] hat gerade begonnen

[00:46:17] und in dem Interview

[00:46:18] von 1981

[00:46:19] spricht Fonda auch

[00:46:20] sehr explizit darüber,

[00:46:21] wie er den Reagan ablehnt

[00:46:23] und sagt sogar,

[00:46:24] auf eine Frage

[00:46:25] des Interviewers sagt,

[00:46:27] I fear that we are on a path

[00:46:28] that we are going to be

[00:46:29] for a long time.

[00:46:31] Und das bestätigen,

[00:46:33] nicht indem sie

[00:46:33] auf Fonda Bezug nehmen,

[00:46:34] aber viele Historiker

[00:46:35] und Historikerinnen

[00:46:37] sagen,

[00:46:38] dass das,

[00:46:39] was wir jetzt mit Trump

[00:46:39] erleben,

[00:46:40] eine natürlich viel

[00:46:41] längere Vorgeschichte hat

[00:46:43] und dass der wahre

[00:46:44] Paradigmenwechsel

[00:46:45] schon die Reagan-Ära war.

[00:46:47] Das gibt es dazwischen

[00:46:48] natürlich auch Präsidenten

[00:46:49] von der Demokratischen Partei,

[00:46:50] aber man kann nicht sagen,

[00:46:51] dass jetzt Bill Clinton

[00:46:52] oder Barack Obama

[00:46:53] auf so viele der Aspekte

[00:46:56] verzichtet hätten,

[00:46:57] die mit Reagan

[00:46:57] endgültig in das

[00:46:59] politische Geschehen

[00:47:00] eingezogen sind.

[00:47:01] Also allein die,

[00:47:02] gut,

[00:47:03] die Verschmelzung

[00:47:04] oder die Verstrickung

[00:47:05] von Massenmedien

[00:47:06] und von Fernsehen

[00:47:07] und bewegt Bildmedien

[00:47:09] mit Politik

[00:47:09] hat schon früher begonnen,

[00:47:11] ist auch bei Kennedy

[00:47:12] schon spürbar,

[00:47:13] aber Reagan

[00:47:14] hat das nochmal

[00:47:14] auf die Spitze getrieben,

[00:47:16] weil er eben selber

[00:47:17] tatsächlich

[00:47:18] eine Figur

[00:47:19] aus der Traumfabrik war

[00:47:20] und die Frage,

[00:47:21] ob der authentisch war

[00:47:22] oder das alles

[00:47:23] nur mehr oder weniger

[00:47:24] gut gespielt hat,

[00:47:25] die stellt sich

[00:47:25] im Grunde gar nicht,

[00:47:26] weil das Authentische

[00:47:27] an Reagan ist ja,

[00:47:29] es gibt eigentlich

[00:47:30] nur die Maske.

[00:47:32] Das hat überhaupt

[00:47:33] keinen Sinn,

[00:47:33] einen Kern,

[00:47:35] einen echten,

[00:47:35] einen mit Ehrlichkeit

[00:47:37] und Wahrheit

[00:47:38] verknüpften Kern

[00:47:39] zu suchen,

[00:47:40] womit ich auch nicht

[00:47:41] sagen will,

[00:47:41] dass der unehrlich war,

[00:47:42] aber das ist eine

[00:47:43] Figur,

[00:47:44] die schon

[00:47:44] aus diesem Gemisch

[00:47:46] heraus geboren wurde

[00:47:48] und das

[00:47:49] spürt der Fonda

[00:47:50] glaube ich auch,

[00:47:51] wenn er merkt,

[00:47:51] wie gut das ankommt,

[00:47:52] wie diese Rhetorik

[00:47:54] Reagans

[00:47:54] in seinen ersten Reden

[00:47:56] und so,

[00:47:56] wie gut das beim

[00:47:57] Wahlvolk ankommt,

[00:47:58] spürt jemand wie Fonda,

[00:48:00] dass das ein Pfad sein wird,

[00:48:02] dem man lange nicht entkommen,

[00:48:03] wenn überhaupt je wieder,

[00:48:04] jedenfalls ist es

[00:48:05] jetzt halt die Steigerungsstufe,

[00:48:07] aber es ist wichtig,

[00:48:08] das sagt kaum jemand,

[00:48:10] aber der Satz von Trump,

[00:48:12] Make America Great Again,

[00:48:13] ist eins zu eins

[00:48:14] von Reagan benutzt worden.

[00:48:15] It's morning again in America

[00:48:16] war Reagan's slogan.

[00:48:18] aber er hat auch dieses

[00:48:19] Make America Great,

[00:48:20] das heißt,

[00:48:20] der hat Trump benutzt,

[00:48:21] er tut natürlich viel anderes

[00:48:23] und auch noch eigenes,

[00:48:24] schlag oberst drauf

[00:48:25] auf die Torte,

[00:48:26] aber der Kern

[00:48:27] dieses Populismus

[00:48:29] oder dieser,

[00:48:30] der Reagan wäre nie

[00:48:31] so extremistisch

[00:48:33] vorgegangen

[00:48:33] in seinen

[00:48:34] Postenbesetzungen

[00:48:35] und in diesem

[00:48:36] offen

[00:48:38] ausgetragenen,

[00:48:38] zorn

[00:48:39] gesättigten

[00:48:40] Kampf

[00:48:40] gegen einen

[00:48:41] Gutteil

[00:48:42] der amerikanischen

[00:48:43] Bevölkerung

[00:48:44] und der amerikanischen

[00:48:44] Institutionen,

[00:48:45] der hat es noch viel mehr

[00:48:46] respektiert,

[00:48:47] die Institutionen,

[00:48:48] aber diese Traumwelt,

[00:48:50] Illusionen,

[00:48:51] die sich das

[00:48:51] Elektorat machen soll

[00:48:53] von der Politik

[00:48:54] und von Amerika

[00:48:55] im Ganzen,

[00:48:56] dass das wichtiger sei

[00:48:57] als das,

[00:48:58] was Hannah Arendt

[00:48:59] bis zu ihrem Lebensende

[00:49:00] 1975

[00:49:00] immer wieder gesagt hat,

[00:49:02] lass uns wenigstens

[00:49:03] nicht in irgendwelche

[00:49:05] Utopien

[00:49:06] und Illusionen

[00:49:07] und Träume

[00:49:07] und Ideologien

[00:49:08] abdriften,

[00:49:09] nehmen wir wenigstens

[00:49:10] und sie sagte das

[00:49:11] nach dem Fall

[00:49:12] von Saigon,

[00:49:12] als sich die Amerikaner

[00:49:13] endgültig aus Vietnam

[00:49:14] zurückziehen mussten,

[00:49:16] lass uns wenigstens

[00:49:17] wahrnehmen,

[00:49:18] was Sache ist

[00:49:19] und Carters

[00:49:20] vier Jahre

[00:49:22] versuchten

[00:49:23] damit zu arbeiten

[00:49:24] und Carter hat,

[00:49:25] wenn man so will,

[00:49:25] den Fehler begangen,

[00:49:26] dass er die Bürger

[00:49:27] der USA

[00:49:28] dazu aufgefordert hat,

[00:49:29] Selbstkritik zu üben,

[00:49:30] zu verstehen,

[00:49:31] wie es dazu kommen konnte.

[00:49:33] Schauen wir uns doch nicht

[00:49:34] als das

[00:49:35] auserwählte Volk

[00:49:36] an,

[00:49:37] das ein besseres Volk

[00:49:38] sei als die Völker

[00:49:39] anderer Länder.

[00:49:40] Lass uns einen

[00:49:41] gewissen Realismus

[00:49:42] einkehren,

[00:49:43] ganz zu schweigen

[00:49:44] von seinen

[00:49:44] frühen

[00:49:45] ökologischen Bemühungen,

[00:49:47] eine nicht auf

[00:49:48] Fossilfuels

[00:49:49] beruhende

[00:49:49] Energiewirtschaft

[00:49:50] aufzubauen,

[00:49:51] wozu auch vier Jahre

[00:49:52] zu kurz waren.

[00:49:54] Das heißt,

[00:49:54] Carters

[00:49:55] Ära,

[00:49:56] die zweite Hälfte

[00:49:57] der 70er

[00:49:57] und das,

[00:49:58] was Hannah Arendt

[00:49:59] da in ihren letzten

[00:50:00] Vorträgen

[00:50:00] versucht hat zu formulieren,

[00:50:02] dem widerspricht

[00:50:03] Reagan vehement.

[00:50:05] Man kann sich

[00:50:06] richtig vorstellen,

[00:50:07] wie er in irgendwelchen

[00:50:07] Kabinettmeetings sagt,

[00:50:09] es mag alles so sein

[00:50:10] und in Wahrheit

[00:50:10] müssten wir auf das achten

[00:50:11] und auf das achten

[00:50:12] und auf das achten,

[00:50:13] aber wir müssen

[00:50:14] den amerikanischen Traum

[00:50:16] wieder beleben,

[00:50:16] wir müssen die Fantasien

[00:50:18] unserer Bürger

[00:50:19] erheben zu etwas,

[00:50:21] dass sie sich eben

[00:50:22] wieder wie das

[00:50:23] auserwählte Volk

[00:50:23] vorkommen können

[00:50:24] und so weiter

[00:50:25] und so fort.

[00:50:26] Und diesem Zug

[00:50:27] der Zeit

[00:50:28] sind wir eigentlich

[00:50:28] wirklich nicht

[00:50:29] entkommen

[00:50:30] und haben jetzt

[00:50:30] den aberwitzigsten,

[00:50:32] die Isolde Karim

[00:50:33] nannte ihn sehr schön

[00:50:34] einen wahnsinnigen

[00:50:36] Priester.

[00:50:36] Im Grunde hat es auch

[00:50:37] viel mit der Rückkehr

[00:50:38] des Religiösen zu tun

[00:50:39] ins öffentliche Leben.

[00:50:41] Der Trump

[00:50:41] wird von seiner Gemeinde,

[00:50:43] die leider nicht

[00:50:43] sehr klein ist,

[00:50:45] fast in einem

[00:50:45] parareligiösen Sinne

[00:50:46] als eine Priesterfigur

[00:50:47] wahrgenommen,

[00:50:48] der quasi nichts

[00:50:49] falsch sagen kann.

[00:50:50] Weil wenn der Glaube

[00:50:51] und nicht das Wissen

[00:50:52] und nicht die Fakten,

[00:50:53] sondern der Glaube

[00:50:54] die Basis

[00:50:55] alles Tuns ist,

[00:50:56] dann genügt es,

[00:50:57] wenn man an jemanden glaubt

[00:50:59] und etwas kann gar nicht

[00:51:00] fake sein

[00:51:00] oder falsch sein,

[00:51:01] wenn es doch genau

[00:51:02] dem zu entsprechen scheint,

[00:51:03] was ich gerade fühle.

[00:51:05] Also diese Art

[00:51:06] der Wirklichkeitsbewältigung

[00:51:08] ist uferlos sozusagen

[00:51:10] und ist im Moment,

[00:51:11] kommt mir vor,

[00:51:12] dominant

[00:51:12] und das ist halt

[00:51:14] die wirklich extreme

[00:51:15] Steigerungsstufe

[00:51:16] nochmal zu dem,

[00:51:17] was ich schon

[00:51:18] ein bisschen erinnere

[00:51:19] aus meiner

[00:51:20] Spät-Teenager-Zeit

[00:51:22] den Reagan beobachtend.

[00:51:23] Also diese Ängste,

[00:51:25] die waren vielleicht

[00:51:26] übertrieben,

[00:51:26] die Militäranlagen

[00:51:28] in Europa,

[00:51:29] Pershing,

[00:51:29] diese Rede von Star Wars,

[00:51:31] also allein,

[00:51:32] dass er den damals

[00:51:33] berühmtesten Film

[00:51:34] ever,

[00:51:35] Krieg der Sterne,

[00:51:36] dass er diesen Begriff wählt,

[00:51:37] um sein geplantes

[00:51:38] Satelliten-Weltraum-Militärsystem

[00:51:41] damit zu bezeichnen.

[00:51:43] Also das spürte man schon damals,

[00:51:46] dass da eine Gefahr

[00:51:47] darin steckt,

[00:51:48] dieses illusionäre Gehabe

[00:51:49] und diese fast wie

[00:51:51] eine Fernsehserie

[00:51:52] oder wie so ein Stück

[00:51:53] Popkultur

[00:51:53] sich abspielende

[00:51:55] US-Politik.

[00:51:56] Dann hat er halt das Glück

[00:51:57] gehabt, dass es ihm

[00:51:58] wirklich gelungen ist,

[00:51:59] die Sowjetunion

[00:52:00] quasi die Knie zu zwingen

[00:52:02] oder sich selber

[00:52:03] aufzulösen,

[00:52:04] was im Nachhall

[00:52:05] so eine

[00:52:07] hohe Reputation

[00:52:08] und so eine

[00:52:08] wesentliche Rolle

[00:52:10] in der

[00:52:11] Zeitgeschichte

[00:52:11] gibt.

[00:52:12] Ich habe das zu wenig

[00:52:13] genau studiert,

[00:52:14] um jetzt sagen zu können,

[00:52:15] was Reagans

[00:52:16] persönliche Rolle

[00:52:17] da wirklich war.

[00:52:18] Ich würde

[00:52:19] reflexartig immer meinen,

[00:52:20] dass die Rolle

[00:52:20] Gorbatschow's

[00:52:21] die wichtigere war

[00:52:22] in diesem Moment.

[00:52:24] aber bevor es

[00:52:25] dazu kam,

[00:52:26] war das irgendwie

[00:52:26] auch eine Art

[00:52:27] Wahn.

[00:52:28] Und ich habe schon,

[00:52:28] also ich kann mich

[00:52:29] schon erinnern,

[00:52:30] ich meine,

[00:52:30] ich habe 1983

[00:52:31] maturiert,

[00:52:32] wir haben wahnsinnig

[00:52:33] viel über das

[00:52:34] geredet und auch

[00:52:35] in meinen ersten

[00:52:35] Jahren da auf der

[00:52:36] Uni und so.

[00:52:37] Das war eine

[00:52:38] Bedrückung und

[00:52:39] die war nicht nur

[00:52:40] die Bedrückung

[00:52:41] angesichts der

[00:52:41] drohenden

[00:52:42] nuklearen

[00:52:43] Szenarien,

[00:52:44] sondern die Bedrückung

[00:52:45] über das Level,

[00:52:46] auf dem hier

[00:52:47] von Dingen

[00:52:48] geredet wird,

[00:52:49] die die

[00:52:49] Weltbevölkerung

[00:52:50] eigentlich und

[00:52:50] zumindest die

[00:52:51] amerikanische

[00:52:52] Bevölkerung,

[00:52:52] also Milliarden

[00:52:53] Menschen betreffen

[00:52:54] und es wird

[00:52:55] geredet wie in

[00:52:56] einer der

[00:52:56] Fernsehserien,

[00:52:57] die ich mit

[00:52:57] sechs Jahren

[00:52:58] im ORF

[00:52:59] gesehen habe.

[00:53:00] Eine sehr schöne

[00:53:01] Klammer zum Ende

[00:53:02] unseres Gesprächs.

[00:53:04] 365

[00:53:05] Ein täglich

[00:53:06] wachsendes

[00:53:07] Mosaik zur

[00:53:08] Wirkung von

[00:53:08] Journalismus und

[00:53:09] Medien.

[00:53:11] Ich würde nur noch

[00:53:12] gern nochmal jetzt

[00:53:13] eben, wir haben ja

[00:53:14] jetzt schon viel von

[00:53:14] der Rückwirkung

[00:53:15] sozusagen des

[00:53:16] Fiktiven auf die

[00:53:17] Realität gesprochen,

[00:53:18] Wochen.

[00:53:19] Ich würde jetzt

[00:53:20] nochmal ganz zum

[00:53:20] Ende nochmal so

[00:53:21] ein Ding da

[00:53:22] heraus, weil ich

[00:53:22] das für so

[00:53:23] signifikant halte,

[00:53:25] nämlich angesichts

[00:53:26] Doomstone die

[00:53:27] Geschichte des

[00:53:28] Aufblühens und

[00:53:29] des Niedergangs

[00:53:30] und des dann

[00:53:31] Wiederaufblühens

[00:53:32] durch

[00:53:33] Reenactment

[00:53:33] ist doch etwas,

[00:53:34] was zieht sich

[00:53:35] durch Stellen

[00:53:35] deines zum

[00:53:36] Zweck

[00:53:37] touristischer

[00:53:37] Verwertung

[00:53:38] hauptsächlich

[00:53:39] oder in dem

[00:53:39] Fall.

[00:53:40] Würdest du

[00:53:40] wirklich sagen,

[00:53:41] dass diese Art

[00:53:42] des Pragmatismus,

[00:53:43] was das ja auch

[00:53:43] ist, weil man

[00:53:44] ist an einem

[00:53:45] Ort und so und

[00:53:46] was macht man

[00:53:46] an dem Ort?

[00:53:47] Man lässt die

[00:53:47] Geschichte halt

[00:53:48] wieder aufblühen

[00:53:49] und macht Kohle

[00:53:49] damit.

[00:53:50] Aber würdest du

[00:53:51] sagen, dass das

[00:53:51] vielleicht zu typisch

[00:53:53] für die

[00:53:54] amerikanische

[00:53:54] Gesellschaft ist?

[00:53:55] Krank die

[00:53:56] amerikanische

[00:53:56] Gesellschaft

[00:53:57] vielleicht ein

[00:53:57] bisschen daran,

[00:53:59] dass es sich

[00:53:59] in manchen

[00:54:01] dieser Bereiche

[00:54:01] einfach zu

[00:54:02] einfach macht?

[00:54:03] Dort, wo

[00:54:03] das Geld

[00:54:04] auf der

[00:54:04] Straße liegt,

[00:54:05] da hebe ich es

[00:54:05] auf.

[00:54:06] Also da würde

[00:54:07] ich jetzt mal

[00:54:07] sagen, dass

[00:54:08] die Menschen,

[00:54:08] die das

[00:54:08] Sissi-Museum

[00:54:09] in der

[00:54:09] Wiener Hofburg

[00:54:10] erfunden haben,

[00:54:12] mindestens so

[00:54:12] talentiert waren

[00:54:13] wie die

[00:54:14] Amerikaner.

[00:54:14] Ausgezeichnet.

[00:54:15] Also ich meine,

[00:54:16] vielleicht könnte man

[00:54:17] jetzt sagen,

[00:54:17] das kommt alles aus

[00:54:18] Amerika.

[00:54:18] Das hat es aber schon in

[00:54:19] meiner Jugend geheißen,

[00:54:20] große Eltern immer gesagt,

[00:54:21] das kommt alles aus

[00:54:22] Amerika.

[00:54:22] Der Kühlschrank auch,

[00:54:24] aber sind wir froh,

[00:54:24] dass wir ihn haben.

[00:54:26] Oder der Rock'n'Roll,

[00:54:27] noch froher,

[00:54:28] dass wir ihn haben.

[00:54:29] Vielleicht kommt auch

[00:54:30] diese Art der

[00:54:31] Bewirtschaftung von

[00:54:32] Geschichte,

[00:54:33] der touristischen und

[00:54:34] sehr, sehr

[00:54:36] reduktionistischen

[00:54:37] Bewirtschaftung von

[00:54:38] Geschichte,

[00:54:38] im Grunde im Modus

[00:54:39] der Populärkultur,

[00:54:40] aus Amerika.

[00:54:41] Aber ich glaube,

[00:54:42] das können mittlerweile

[00:54:43] die meisten europäischen

[00:54:45] Großstädte und Länder

[00:54:46] auch ganz gut.

[00:54:47] Das stimmt natürlich

[00:54:48] total,

[00:54:49] dass ich diesen Faden

[00:54:50] des Reenactments

[00:54:51] von Geschichte,

[00:54:52] das war einer von

[00:54:53] sechs, sieben

[00:54:55] thematischen Strängen,

[00:54:56] die ich verfolgen

[00:54:56] wollte.

[00:54:57] Ich will die jetzt

[00:54:58] auch nicht aufzählen,

[00:54:59] das spürt man eh

[00:55:00] vielleicht,

[00:55:00] ist egal,

[00:55:01] vielleicht auch nicht.

[00:55:03] Aber man kann

[00:55:04] das, was du mit

[00:55:05] Tombstone aus den

[00:55:06] 1880er Jahren

[00:55:07] benennst,

[00:55:07] ist natürlich schon etwas,

[00:55:08] das wir in Europa

[00:55:09] weniger gut kennen.

[00:55:10] Dieses Boomtown-mäßige

[00:55:14] plötzliche Anwachsen

[00:55:15] von einem Nicht-Ort

[00:55:16] zu einer der größten

[00:55:17] Städte des Landes

[00:55:18] und zu einer der

[00:55:19] reichsten Städte des Landes,

[00:55:20] weil sie dort

[00:55:21] Silber gefunden haben.

[00:55:23] Und dass das aber

[00:55:23] nach zehn, zwölf Jahren

[00:55:24] wieder vorbei ist.

[00:55:26] Also da sind sehr viele

[00:55:26] Menschen ums Leben gekommen,

[00:55:28] sehr viele chinesische,

[00:55:29] deutsche, irische

[00:55:30] Arbeiter in den Minen

[00:55:31] ums Leben gekommen,

[00:55:32] manche von ihnen

[00:55:33] nicht ums Leben gekommen

[00:55:35] und haben sich dort

[00:55:35] eine Existenz

[00:55:37] aufgebaut.

[00:55:37] Aber der Ort Tombstone

[00:55:38] war dann wirklich,

[00:55:39] es gibt immer noch

[00:55:40] den Blue Hill Graveyard

[00:55:41] dort, den wir ja auch

[00:55:42] besucht haben und gefilmt haben

[00:55:44] und praktisch alle Gräber

[00:55:46] dort stammen aus der Zeit

[00:55:47] sagen wir 1879

[00:55:49] bis 1891.

[00:55:51] Dann war es

[00:55:51] schon wieder

[00:55:52] vorbei.

[00:55:53] Und wir erinnern das,

[00:55:54] weil halt

[00:55:55] der Marshall Wyatt Earp

[00:55:56] und der Gunfight at the OK

[00:55:58] Corral

[00:55:58] Teile der literarischen

[00:56:00] und dann vor allem

[00:56:01] filmischen

[00:56:02] Geschichtserinnerung

[00:56:03] wurden.

[00:56:04] Aber es ist ein

[00:56:05] wahnsinnig kurzer Moment

[00:56:06] und der spielt sich

[00:56:07] aber an verschiedenen

[00:56:08] mit dem Goldrausch

[00:56:09] auch anderswo.

[00:56:10] Also diese

[00:56:11] Fähigkeit

[00:56:11] der amerikanischen

[00:56:12] Gesellschaft,

[00:56:13] Gelegenheiten beim

[00:56:14] Schopf zu packen,

[00:56:15] daraus etwas zu machen

[00:56:16] und gleich etwas

[00:56:17] Riesiges und sehr

[00:56:18] Einträgliches zu machen

[00:56:20] und das auch gleich

[00:56:21] wieder zu verlassen,

[00:56:22] wenn anderswo

[00:56:22] ein noch einträglicherer

[00:56:24] Deal wartet.

[00:56:25] Das ist schon

[00:56:26] vielleicht etwas

[00:56:27] Spezifisches

[00:56:27] für diese Gesellschaft

[00:56:28] und für diese

[00:56:31] Einwanderergesellschaft.

[00:56:32] Es besteht,

[00:56:32] abgesehen von den

[00:56:34] Ureinwohnern

[00:56:35] und von denen,

[00:56:35] die versklavt wurden

[00:56:36] und aus Afrika

[00:56:37] rübergebracht wurden,

[00:56:39] besteht das Land

[00:56:39] ja aus Menschen,

[00:56:41] die Familien angehören,

[00:56:42] die ihr altes Leben

[00:56:43] in Europa

[00:56:44] bleiben haben lassen

[00:56:45] und eine radikale

[00:56:46] Entscheidung getroffen haben

[00:56:47] und sich neu zu erfinden

[00:56:49] im anderen Kontinent.

[00:56:50] Und dieser Spirit

[00:56:52] wirkt da bis heute

[00:56:53] wahrscheinlich weiter

[00:56:54] oder ist auch da

[00:56:54] in Tombstone

[00:56:55] noch zu finden.

[00:56:57] Auch die Gewalt,

[00:56:58] also dass man

[00:56:59] so humanistische

[00:57:00] Rücksichten

[00:57:01] nicht in dem Maße

[00:57:03] vielleicht anwendet

[00:57:04] oder zu benötigen

[00:57:05] glaubt,

[00:57:06] wie sie in Europa

[00:57:06] wahrscheinlich

[00:57:07] zur selben Zeit

[00:57:08] schon als wesentlich

[00:57:09] gegolten hätten.

[00:57:10] Also dass man

[00:57:11] eben ganze Völker

[00:57:13] auslöscht

[00:57:13] im Laufe der Jahrzehnte,

[00:57:15] wie das halt

[00:57:16] mit der Eisenbahn

[00:57:17] und vollständigen

[00:57:20] Eroberung

[00:57:21] des Kontinents

[00:57:22] bis zum Pazifik

[00:57:23] halt stattfand.

[00:57:24] Dieses

[00:57:25] sich wiedererfinden

[00:57:26] ist im Fall von

[00:57:27] Tombstone

[00:57:27] halt besonders

[00:57:28] augenscheinlich,

[00:57:29] weil das war

[00:57:29] praktisch eine

[00:57:30] Geisterstadt

[00:57:31] jahrzehntelang,

[00:57:32] war da niemand mehr.

[00:57:34] Aber Einsicht

[00:57:35] oder das Erkennen,

[00:57:36] dass durch diese Filme,

[00:57:37] durch diese Romane

[00:57:38] und dann durch diese Filme

[00:57:40] Leute gerne

[00:57:41] kommen und sich

[00:57:42] das für eine

[00:57:43] Geisterstadt

[00:57:43] anschauen

[00:57:44] und ah,

[00:57:44] da war das,

[00:57:45] wo der Wyatt Earp

[00:57:46] und die Kleinten

[00:57:47] sich duelliert haben.

[00:57:48] Das haben sie halt

[00:57:49] auch relativ rasch,

[00:57:50] glaube ich,

[00:57:51] und das gilt jetzt

[00:57:51] für alle diese Orte,

[00:57:53] das kneißen sie

[00:57:54] relativ schnell

[00:57:55] und verstehen es auch

[00:57:58] in unterschiedlichen

[00:57:59] Formen natürlich,

[00:58:00] aber medial

[00:58:01] so aufzumotzen.

[00:58:02] Das Musterbeispiel

[00:58:04] war das

[00:58:04] Lincoln Museum

[00:58:05] in Springfield.

[00:58:07] Das haben wir

[00:58:07] im Film

[00:58:08] nicht drinnen,

[00:58:09] aber da haben sie,

[00:58:10] es gibt in Springfield

[00:58:11] und rundherum

[00:58:12] alle möglichen Orte,

[00:58:13] die an Lincoln erinnern,

[00:58:14] das Haus,

[00:58:14] wo er zuletzt gelebt hat

[00:58:15] und so weiter,

[00:58:17] aber dieses Museum,

[00:58:18] da haben sie einen

[00:58:19] Menschen von Disney

[00:58:20] engagiert,

[00:58:21] bewusst.

[00:58:21] Einen Executive,

[00:58:23] jemand,

[00:58:23] der lange Zeit

[00:58:24] bei Disney

[00:58:25] gearbeitet hat

[00:58:26] in Kalifornien,

[00:58:26] wurde engagiert

[00:58:27] um das Lincoln Museum

[00:58:28] in den späten

[00:58:29] 90er Jahren

[00:58:30] aufzubauen,

[00:58:31] zu gestalten

[00:58:32] und die Dynamik,

[00:58:33] die Rezeption,

[00:58:34] das Verhältnis

[00:58:35] zu den Zuschauern,

[00:58:36] zu den Besuchern

[00:58:37] zu gestalten

[00:58:38] und dort

[00:58:39] spült es sich wirklich

[00:58:40] auf allen medialen

[00:58:41] Ebenen ab.

[00:58:42] Also es ist für uns

[00:58:43] drei Österreicher

[00:58:44] war das ein Grauen.

[00:58:46] Wir haben zwar dort

[00:58:46] gedreht ein bisschen,

[00:58:48] das aber alles

[00:58:49] nicht verwendet,

[00:58:49] weil da wird

[00:58:50] mit 3D

[00:58:51] auf Theaterbühnen,

[00:58:52] wo ein leibhaftiger

[00:58:53] Schauspieler zugleich

[00:58:54] aber 3D-Effekte

[00:58:56] und Special Effects

[00:58:57] irgendwelche Episoden

[00:58:58] aus Lincolns Leben

[00:59:00] reinszenieren.

[00:59:01] Man kann durch

[00:59:02] keinen Raum gehen,

[00:59:03] aus dem einem

[00:59:03] nicht aus 17 Lautsprechern

[00:59:05] irgendwelche

[00:59:06] nachgesprochenen

[00:59:07] Lincoln reden

[00:59:07] oder so.

[00:59:08] Also das ist ein

[00:59:09] pures

[00:59:10] Entertainment-Spektakel

[00:59:11] und da gibt es

[00:59:12] natürlich schon

[00:59:12] Abstufungen.

[00:59:13] Darum hat uns dann

[00:59:14] dieses New Salem,

[00:59:15] das wir im Film

[00:59:16] sehr wohl verwendet haben,

[00:59:17] eigentlich gefallen.

[00:59:18] Das ist vielleicht

[00:59:19] etwas nostalgisch,

[00:59:20] das ist altmodisch.

[00:59:21] Das ist dieses

[00:59:22] aus Holz

[00:59:23] Hütten

[00:59:23] bestehende Dorf,

[00:59:24] in dem Lincoln als junger Mensch

[00:59:26] bevor er Politiker wurde,

[00:59:27] gelebt hat

[00:59:28] und seine große Liebe

[00:59:29] Anne Rutledge gelebt hat,

[00:59:31] die dann jung

[00:59:31] verstorben ist

[00:59:32] und wenn man dort

[00:59:33] durchgeht,

[00:59:33] hat man das Gefühl,

[00:59:35] man geht wirklich

[00:59:36] durch die

[00:59:36] und das sind auch die

[00:59:37] Holzhäuser,

[00:59:38] mehr oder weniger

[00:59:39] gut restauriert,

[00:59:40] die es schon

[00:59:40] in den 1830er Jahren gab,

[00:59:42] aber dann begegnen einem

[00:59:43] auf einmal Personen,

[00:59:44] die verkleidet sind

[00:59:45] in den Gewändern

[00:59:47] der 1830er Jahre

[00:59:48] und man merkt,

[00:59:50] ah,

[00:59:50] die haben da Leute

[00:59:51] und die heißen

[00:59:52] Historical Interpreters,

[00:59:53] diese Menschen,

[00:59:54] das sind meistens

[00:59:56] gebildete Leute,

[00:59:57] viele von ihnen

[00:59:58] schon in Pension,

[00:59:59] die auf Teilzeitarbeit

[01:00:00] und freiwilligen Basis

[01:00:01] diese Rollen spielen.

[01:00:03] Also die sind

[01:00:03] von 10 Uhr Vormittag

[01:00:05] bis 5 am Nachmittag

[01:00:06] dort

[01:00:06] und wandeln

[01:00:07] durch diese Häuser.

[01:00:09] Man sieht

[01:00:09] die zeitgenössischen

[01:00:11] heutigen Touristen

[01:00:11] und man sieht auch

[01:00:13] einzelne Personen,

[01:00:14] die so,

[01:00:15] das heißt,

[01:00:15] auch das ist schon

[01:00:16] ein Reenactment

[01:00:17] natürlich

[01:00:17] durch und durch,

[01:00:18] aber das

[01:00:19] Historical Interpretertum

[01:00:21] besteht darin,

[01:00:22] dass man mit denen

[01:00:22] ins Gespräch kommen kann

[01:00:23] und die wissen

[01:00:24] wirklich was.

[01:00:25] Also die Dame

[01:00:26] sitzt da vor dir

[01:00:27] in ihrem quasi

[01:00:28] frühen 19. Jahrhundert

[01:00:29] Kostüm,

[01:00:30] kann dir aber

[01:00:30] jedes Detail

[01:00:31] aus Lincolns

[01:00:32] frühem Leben

[01:00:32] erzählen.

[01:00:34] Also das sind

[01:00:34] so Mischungen aus

[01:00:35] Living Books

[01:00:36] Living Books,

[01:00:37] genau.

[01:00:37] Mischungen aus

[01:00:38] Faktenwissen,

[01:00:39] ein bisschen aus

[01:00:40] Schauspielerei,

[01:00:41] also da merkt man auch,

[01:00:42] wie sich das verbindet

[01:00:43] und weil das Kino ja

[01:00:45] selber eine

[01:00:46] Reenactment Maschine

[01:00:47] ist und weil

[01:00:48] im amerikanischen Kino

[01:00:50] Geschichtsfilme,

[01:00:51] ob jetzt historische

[01:00:52] Eben oder auch

[01:00:53] intimere Formen

[01:00:55] des Kinos,

[01:00:56] Geschichtsdarstellung

[01:00:57] und immer wieder

[01:00:58] neu sich auch

[01:01:00] der eigenen

[01:01:00] amerikanischen

[01:01:01] Identität

[01:01:02] versichernde

[01:01:02] Erzählungen

[01:01:04] über die

[01:01:04] eigene Geschichte

[01:01:05] gibt,

[01:01:06] dachte ich,

[01:01:07] man widmet sich

[01:01:08] dem,

[01:01:08] Ford und

[01:01:08] Fonda haben

[01:01:09] besonders oft

[01:01:10] solche historischen

[01:01:11] Konstellationen

[01:01:12] und Figuren

[01:01:12] quasi nachgespielt

[01:01:14] in diesen Filmen,

[01:01:15] dann schaue ich

[01:01:16] mir auch an

[01:01:16] oder dann interessiert

[01:01:17] mich auch,

[01:01:17] auf welchen anderen

[01:01:18] Ebenen das noch

[01:01:19] geschieht.

[01:01:20] Und das

[01:01:20] simpelste,

[01:01:21] trivialste sind

[01:01:22] die

[01:01:23] Abertausenden

[01:01:24] Marker

[01:01:24] auf den Straßen.

[01:01:25] Du fährst

[01:01:26] 200 Meter

[01:01:27] auf der

[01:01:27] Autostraße

[01:01:28] und findest

[01:01:29] eine Tafel,

[01:01:30] in der dir

[01:01:30] bis ins

[01:01:30] letzte Detail

[01:01:31] erklärt wird,

[01:01:32] was an dieser

[01:01:32] Stelle geschah.

[01:01:34] Das ist natürlich

[01:01:34] sehr trocken

[01:01:35] aber man wird

[01:01:36] ständig damit

[01:01:37] konfrontiert

[01:01:37] und wenn es

[01:01:38] schon ein bisschen

[01:01:38] spannender wird,

[01:01:39] ist das

[01:01:40] ist der Ort,

[01:01:40] an dem

[01:01:41] Billy the Kid

[01:01:41] umgekommen ist

[01:01:42] und da ist

[01:01:43] dann eine

[01:01:43] Billy the Kid

[01:01:43] Statue

[01:01:44] und unter die

[01:01:45] letzte Bank,

[01:01:46] die Jesse James

[01:01:47] überfallen hat.

[01:01:48] Das hat jetzt mit

[01:01:49] unserem Film

[01:01:49] nichts zu tun,

[01:01:50] aber das war bei

[01:01:50] einer früheren Reise

[01:01:51] hat mich das

[01:01:51] fasziniert.

[01:01:52] Oder der

[01:01:53] Soda Fountain,

[01:01:55] wo der

[01:01:55] spätere

[01:01:56] Präsident

[01:01:56] Harry S.

[01:01:57] Truman

[01:01:58] als Teenager

[01:01:59] Ice Cream

[01:02:00] und Fruchtsaft

[01:02:01] ausgeschenkt hat.

[01:02:02] Also jeder

[01:02:03] Ort hat das

[01:02:04] Potenzial,

[01:02:05] hat man das

[01:02:05] Gefühl,

[01:02:06] aufgeladen zu

[01:02:06] werden mit

[01:02:07] so einer

[01:02:07] natürlich immer

[01:02:09] Prominenzgeschichte.

[01:02:10] Es muss schon

[01:02:10] mit irgendeiner

[01:02:11] prominenter Verbrecher

[01:02:12] oder ein

[01:02:12] prominenter

[01:02:13] Präsident sein,

[01:02:14] aber das...

[01:02:15] Wir haben das

[01:02:15] gar nicht mehr so

[01:02:16] jetzt im Bewusstsein,

[01:02:17] aber erst vor

[01:02:17] wenigen Monaten

[01:02:18] wäre es fast

[01:02:19] wieder so ein

[01:02:19] historischer Ort

[01:02:20] entstanden und

[01:02:21] dann hätten wir

[01:02:21] heute keinen

[01:02:21] Trump als

[01:02:22] Präsident,

[01:02:22] nämlich dann

[01:02:23] wäre dort

[01:02:23] ein Ort,

[01:02:24] wo er erschossen

[01:02:24] worden wäre.

[01:02:25] Er wäre

[01:02:25] wahrscheinlich

[01:02:26] zum Pilgerort

[01:02:27] geworden.

[01:02:28] Alexander Horvath,

[01:02:29] haben Sie eine

[01:02:30] europäische Figur

[01:02:31] im Kopf

[01:02:31] aus der

[01:02:32] Kinogeschichte,

[01:02:34] an der man

[01:02:35] die europäische

[01:02:35] Geschichte genauso

[01:02:36] erzählen könnte,

[01:02:37] wie jetzt

[01:02:38] bei Ihrem Stück

[01:02:39] davon,

[01:02:40] da das war?

[01:02:41] Ich meine,

[01:02:42] in den USA

[01:02:43] ist halt das

[01:02:43] Glück unter

[01:02:44] Anführungszeichen,

[01:02:44] dass es um eine,

[01:02:46] nicht jetzt,

[01:02:46] was die

[01:02:47] Ureinwohner

[01:02:48] betrifft,

[01:02:48] aber das,

[01:02:48] was wir

[01:02:49] in den heutigen

[01:02:50] USA meinen,

[01:02:51] ist halt eine

[01:02:51] relativ noch

[01:02:52] überschaubare

[01:02:53] bei sich

[01:02:54] 250,

[01:02:55] 300-jährige

[01:02:56] Geschichte.

[01:02:56] Wenn man von

[01:02:57] der europäischen

[01:02:58] Geschichte

[01:02:58] redet,

[01:02:59] dann müsste man

[01:02:59] sich fragen,

[01:03:00] wer verbindet

[01:03:01] die athenische

[01:03:01] Demokratie

[01:03:02] mit unserer

[01:03:03] Gegenwart?

[01:03:04] Ich nehme

[01:03:04] jetzt mal an,

[01:03:05] dass die

[01:03:05] Frage sich,

[01:03:06] oder ich könnte

[01:03:07] eine Antwort

[01:03:07] geben,

[01:03:08] wenn sich die

[01:03:08] Frage aufs

[01:03:09] 20.

[01:03:09] Jahrhundert

[01:03:10] bezieht und

[01:03:11] eine Filmfigur,

[01:03:12] das sage ich

[01:03:13] aber jetzt nicht,

[01:03:14] weil ich

[01:03:14] Glauben machen

[01:03:15] möchte,

[01:03:15] dass das mein

[01:03:16] nächstes Projekt

[01:03:17] sei,

[01:03:17] weil das

[01:03:18] erstens gibt es

[01:03:19] über diesen

[01:03:19] Mann schon

[01:03:20] Fernsehfilme

[01:03:21] zumindest,

[01:03:22] aber ich habe

[01:03:23] immer ein

[01:03:24] großes

[01:03:25] Interesse und

[01:03:26] Faible für

[01:03:27] und in einer

[01:03:28] fast ähnlichen

[01:03:29] Weise wie Fonda

[01:03:30] extrem gemischte

[01:03:31] Gefühle

[01:03:32] entdecke ich

[01:03:33] in dieser Person

[01:03:34] und damit meine ich

[01:03:35] den Schauspieler

[01:03:35] Peter Lore.

[01:03:36] Erstens

[01:03:37] jemand

[01:03:37] unmittelbar aus

[01:03:38] meinem Kulturraum

[01:03:47] stammt und der in

[01:03:48] Wien zum

[01:03:49] Schauspieler,

[01:03:50] zuerst

[01:03:50] Bankbeamter wurde,

[01:03:51] dann mit dem

[01:03:52] Erfinder des

[01:03:53] Psychodramas

[01:03:54] Jakob Moreno

[01:03:55] das Psychodrama,

[01:03:56] das

[01:03:57] Stegreifspiel,

[01:03:58] das improvisierende

[01:03:59] Theaterspiel

[01:04:00] trainiert hat

[01:04:01] und dann wirklich

[01:04:02] Schauspieler wurde,

[01:04:02] Bert Prechts

[01:04:07] Lieblingsschauspieler

[01:04:07] und eine eigentlich

[01:04:09] auf den ersten Blick

[01:04:10] traurige Laufbahn

[01:04:11] und Biografie hatte,

[01:04:13] morphiumsüchtig,

[01:04:13] war schon relativ früh

[01:04:14] und mit 59 Jahren

[01:04:16] schon wieder

[01:04:16] gestorben ist,

[01:04:17] in dem Jahr,

[01:04:18] in dem ich

[01:04:18] geboren bin.

[01:04:20] Und die Filme

[01:04:21] und er selber,

[01:04:22] sein Spiel,

[01:04:23] der hat mich auch

[01:04:24] begleitet,

[01:04:24] ich glaube so ungefähr

[01:04:25] ähnlich lange wie Fonda,

[01:04:26] weil Arsen und

[01:04:27] Spitzenhäubchen

[01:04:28] und den Malteserfalken

[01:04:29] und Casablanca

[01:04:30] habe ich mir mit

[01:04:31] meinen Eltern

[01:04:32] auch ungefähr

[01:04:32] in der Zeit

[01:04:33] angesehen,

[01:04:34] in Burkino zum Beispiel

[01:04:36] oder auch in Paris,

[01:04:37] als ich Fonda-Filme

[01:04:38] zum ersten Mal sah.

[01:04:39] Also der Peter Lohre

[01:04:40] begleitet mich

[01:04:41] genauso lang.

[01:04:41] Ich habe kürzlich

[01:04:42] in einer Art Doku

[01:04:43] als Experte quasi

[01:04:44] mitgewirkt

[01:04:45] und wurde halt befragt,

[01:04:47] der vor einem

[01:04:48] halben Jahr

[01:04:48] ausgestrahlt wurde

[01:04:49] und dabei habe ich

[01:04:50] wieder gemerkt,

[01:04:51] der lässt mich

[01:04:52] nicht los.

[01:04:53] Ich habe auch

[01:04:53] zudem schon

[01:04:54] Retrospektiven gemacht,

[01:04:55] wir haben im

[01:04:55] Filmmuseum ein Buch

[01:04:56] mit dem

[01:04:58] Schollner Verlag

[01:04:58] über Peter Lohre

[01:05:00] gemacht.

[01:05:01] Beim Peter Lohre

[01:05:03] neben seiner unglaublichen

[01:05:04] Qualität als Schauspieler,

[01:05:05] die er allzu selten

[01:05:06] vielleicht komplett

[01:05:07] ausagieren konnte,

[01:05:08] weil er halt auch

[01:05:09] dem Stereotyp

[01:05:10] oder dem Typecasting

[01:05:11] in Hollywood

[01:05:12] teilweise zum Opfer

[01:05:13] fiel,

[01:05:14] aber der konnte

[01:05:15] natürlich noch

[01:05:15] viel mehr

[01:05:16] und hat eben

[01:05:17] zwischen

[01:05:18] Brechtstücken

[01:05:19] und seinem eigenen

[01:05:19] Film,

[01:05:20] den er als Regisseur

[01:05:20] gemacht hat,

[01:05:21] der verlorene,

[01:05:22] unglaublich tolle

[01:05:24] Menschentypus

[01:05:25] erfunden.

[01:05:26] Es ist ein,

[01:05:26] Lohre hat für mich

[01:05:27] einen Typus

[01:05:29] Mensch erfunden

[01:05:29] und ich war sehr

[01:05:31] stolz und froh,

[01:05:32] als wir das Buch

[01:05:33] im Filmmuseum

[01:05:34] gemacht haben,

[01:05:35] hat Elfriede Jelinek

[01:05:36] zugesagt,

[01:05:36] einen Offsatz

[01:05:37] über Lohre zu schreiben

[01:05:38] und da steuert sie

[01:05:39] auch genau diese

[01:05:40] Punkte an.

[01:05:41] Sie nennt den

[01:05:41] der Joker,

[01:05:42] also er hat jetzt

[01:05:43] nichts mit dem

[01:05:44] Joker-Filmen zu tun,

[01:05:45] aber es ist ein

[01:05:46] bestimmter Typus

[01:05:47] Mensch,

[01:05:48] wenn man so will,

[01:05:48] ein Verlierender,

[01:05:50] der die wesentlichen

[01:05:52] zeitgeschichtlichen

[01:05:54] Tragödien und

[01:05:54] Ströme des

[01:05:55] 20. Jahrhunderts

[01:05:56] irgendwie kreuzt,

[01:05:57] auf die verschiedensten

[01:05:58] Arten und Weisen

[01:05:59] und der das

[01:06:00] hergeben würde,

[01:06:02] wahrscheinlich in

[01:06:02] derselben Art,

[01:06:03] wie ich das jetzt

[01:06:04] mit dem Fonda

[01:06:05] versucht habe,

[01:06:06] auch noch einmal

[01:06:07] auszuprobieren.

[01:06:08] Wie gesagt,

[01:06:08] es ist überhaupt

[01:06:09] kein Projekt von mir,

[01:06:11] aber die ehrliche

[01:06:12] Antwort wäre das,

[01:06:13] wenn es eine

[01:06:14] Kinofilm bezogene

[01:06:15] Person sein

[01:06:16] solle und

[01:06:18] man das aufs

[01:06:18] 20. Jahrhundert

[01:06:19] beschränken könnte,

[01:06:20] dann glaube ich,

[01:06:21] dass Lohre der wäre,

[01:06:22] den ich mir da

[01:06:23] aussuchen würde.

[01:06:25] Spannend.

[01:06:25] Vielen Dank für

[01:06:26] die Zeit,

[01:06:26] vielen Dank für

[01:06:27] die Expertise,

[01:06:27] Deuter Deuter

[01:06:28] für den Kinostart.

[01:06:29] Kleine Aufforderung

[01:06:30] zum Schluss

[01:06:30] an alle Zuhörenden,

[01:06:32] wenn Sie eine

[01:06:32] nicht trockene

[01:06:33] Geschichtslektion

[01:06:34] erleben wollt

[01:06:35] und wenn es

[01:06:36] ihr einen der

[01:06:37] spannendsten

[01:06:38] Essayfilme,

[01:06:39] die es wahrscheinlich

[01:06:39] jemals gab,

[01:06:40] über die USA

[01:06:42] sehen wollt,

[01:06:42] dann schaut es euch

[01:06:43] Henry Fonda

[01:06:44] for President

[01:06:45] an im Kino.

[01:06:47] Danke,

[01:06:48] Alex.

[01:06:49] Danke für die

[01:06:49] Einladung.

[01:06:52] Sie hörten eine

[01:06:53] Produktion von

[01:06:54] VSOEM,

[01:06:54] dem Verein zur

[01:06:55] Förderung eines

[01:06:56] selbstbestimmten

[01:06:56] Umgangs mit Medien

[01:06:58] in Kooperation mit

[01:06:59] dem Filmfilter,

[01:07:00] dem freien Online-Medium

[01:07:02] für Kino,

[01:07:03] Filme und Serien.

[01:07:04] Produziert von

[01:07:04] Inspirisfilm,

[01:07:05] gefördert vom

[01:07:06] Österreichischen

[01:07:07] Filminstitut.

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